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Warum beißt, schlägt oder verletzt mein Kind mich oder andere?

on 4. August 2017

Alle Eltern erleben es, in bestimmten Entwicklungsphasen agieren die Kinder ihre Emotionen über Gewalt aus. Was dann?

In der FamilybloggerInnenszene laufen gerade die Tippfinger heiß, eine Bloggerin hat einen Post mit dem provokativen Titel verfasst „Warum stört es dich, wenn dein Kind dich schlägt?“ (Miniandme, August 2017) und die Nächste hatte gleich ihre Antwort parat „Warum es mich stört, wenn mein Kind mich schlägt“ (einerschreitimmer, August 2017). Ich respektiere beide Autorinnen gleichermaßen in ihrer Arbeit, möchte aber zu diesem Thema meine Perspektive als Pädagogin einfließen lassen.

Kinder schlagen. Kinder beißen. Kinder schmeißen Dinge. Kinder trotzen. Das ist Fakt. Es ist kein Erziehungsfehler, es ist eine Tatsache. (Klein)kinder erleben sich als das Zentrum ihres Lebens, und wenn es nicht so geht wie sie es möchten, dann finden sie einen Weg sich zu behaupten. Sie lernen sich in einem sozialen Gefüge zu behaupten. Sie lernen wer ihr „Ich“ wirklich ist.
In manchen Fällen ist es aber keine Phase mehr. Dann geht es über die „normale“ Entwicklungsstufe hinaus. Die Eltern sind am Verzweifeln, weil sie einfach nicht mehr wissen, was sie tun sollen. Und hier gibt es mehrere Lösungsansätze die man durch probieren kann, bis dann eine endlich hilft.

  • Entwicklungsschritt anerkennen.
    So manche Entwicklungsschritte werden von starken emotionalen Ausdrücken begleitet, sei es trotzen, toben, werfen oder auch Grenzen wahrnehmen, einfordern. Im Zuge dieser Sprünge kann es durchaus auch sein, dass sich das Kind unter Zuhilfenahme von Beißen oder Schlagen ausdrückt. Trotz der Tatsache, dass diese Schritte einfach natürlich sind, sollte ein Elternteil schon wachsam sein, und in Kooperation mit dem Kind klar sein, dass dieses Verhalten nicht angemessen ist.
  • Konsequenz zeigen.
    Zuerst waren sie süß und goldig, da ließen wir alles durchgehen. Irgendwann beginnt es aber, kleine Erziehung, das Gewöhnen an Regeln, und Normen, zum Wohle des Kindes. Alter spielt da auch eine Rolle. Wenn sie grade drei sind, können sie sich noch  nicht in andere hineinversetzen. Da hilft es nicht, viel zu erklären oder einen Vortrag zu beginnen, warum jemand diese Dinge wehtun. Da kann man nur eine Konsequenz ankündigen und diese dann auch durchzuführen. Ab dem Alter von dreieinhalb entwickelt sich langsam so etwas wie die Fähigkeit, Handlungen und deren Auswirkungen zu erkennen. Da kann man natürlich zusätzlich im Sinne gewaltfreier Kommunikation zu einer Familienkonferenz rufen, und Handlung und Auswirkung besprechen.
  • Grenzen setzen.
    Manchmal ist Aggression und Wut auch ein Zeichen dafür, dass man eine Grenze von außen braucht. Kinder brauchen manchmal gesunde und achtsame Grenzen,um zu wissen was sie können oder dürfen und was nicht. Es braucht keine Gewalt um einem Kind klar zu machen, dass es eine Grenze hat. Und es braucht keine stundenlangen Erklärungen um dem Kind zu erklären, warum diese Handlung jetzt nicht in Ordnung ist. Diese Grenze ist erreicht und ich bin die Erwachsene. Ich entscheide zum besten Wohle von dir und allen Beteiligten. Wenn dich das wütend macht, ist das in Ordung. Dann kannst du deine Wut auch gerne in Polster, Kuscheltier, oder Wutecke ablassen. Manchmal muss man klar sein mit Kindern.
  • Bedrängnis. Das bisschen „zuviel“
    Bedrängnis führt zu Hilflosigkeit. Hilflosigkeit führt zu dem Versuch, einen Ausweg zu finden. Wenn ein Kind ein Zuviel an Nähe erfährt, oder ein Zuwenig an Zuwendung, dann greift Gewalt zur Verteidigung auch. Denn diese Gewalt hält mir die Menschen vom Leib, die meine Grenzen nicht respektieren. Oder es bringt diese Menschen dazu, sich mit mir zu beschäftigen, wenn sie es nicht tun.  Diese Gewalt kann ein Ausdruck nach mehr Berührung oder Nähe sein, oder auch die ersten Wege des Kindes zu zeigen, dass es seine eigene Privatsphäre braucht. Wie in vielen Bereichen der Erziehung gilt es, achtsam seine eigenen Projektionen zu überprüfen. Denn bei diesem Punkt sind es oft die blinden Flecken der Eltern, die eine Verbesserung der Situation nicht erlauben. Ein Gespräch mit vertrauten Menschen hilft, die Bitte an Außenstehende ihren Eindruck von der Situation zu kommunizieren. Allerdings ist das natürlich mit dem Risiko behaftet, dass man „Kritik“ hört. An dem Punkt muss man einfach vermeintliche persönliche Angriffe herausfiltern, und hören was der Andere in Bezug auf das Reaktionsmuster des Kindes zu sagen hat. Daher, die Person die man für diese Aufgabe auswählt genau aussuchen, es sollte jemand mit einem gewissen Maß an (Selbst)reflektion sein.
  • Vorbild.
    Traurig, aber wahr, es gibt immer noch genug Familien bei denen die „gesunde Watschen“ als Ausdruck von Erziehung verwendet wird. Ganz persönlich finde ich das in diesen Zeiten nicht notwendig, oder passend. Aber ich möchte ehrlich sein, und als Pädagogin die Frage stellen, wenn physische Gewalt als Mittel zur Erziehung gewählt wird (auch wenn nur in Ausnahmefällen), dann ist es nur die logische Konsequenz, wenn das Kind zu ähnlichen Mitteln greift, um seine Bedürfnisse zu äußern. Zu Gewalt zählt übrigens auch, wenn es stundenlange zermürbende Streiteien mithören muss, denn am Vorbild der Eltern lernt es dann, das es okay ist sich gegenseitig zu beschimpfen oder anzuschreien.

In dem Sinne „gebt ihnen Wurzeln und Flügeln“. Viel Erfolg beim Durchdenken und Durchtesten aller Möglichkeiten!

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Gewalt in Beziehungen …

on 7. April 2016

In Kapfenberg wurden zwei Frauen brutal auf offener Strasse erschlagen. Irgendetwas berührt diese Meldung in mir auf ganz tiefer Ebene. Ich erinnere mich an einen Film (http://www.sat1.at/film/die-ungehorsame/videos) den ich letztes Jahr in einem deutschen Privatsender gesehen hatte, der mir soviel erklärte und vor allem auch zeigte wie Beziehungen sich durch eine Gewaltspirale (http://www.diagnose-gewalt.eu/haeusliche-gewalt/definition-haeuslicher-gewalt/das-besondere-an-haeuslicher-gewalt) zerstören. Ich persönlich war immer dieser Typ Mensch der für alles eine Begründung fang, oder versuchte an das Gute im Menschen zu appellieren. Aber ich weiß nicht ob es möglich ist in einem Fall von häuslicher Gewalt überhaupt an etwas Gutes zu glauben. Ist man dann nicht automatisch schon Co-abhängig? (http://www.partnerschaft-beziehung.de/abhaengigkeit.html)

Für mich ist es aber schon die psychische Gewalt die den Weg in ungleiche Beziehungsverhältnisse beschreibt. Denn wieso wird eine/m PartnerIn erlaubt, dass er/sie durch Beleidigungen, Drohungen, Erpressungen, Herabsetzungen das Selbst, der/des Anderen angreift. Was läuft da schief?
Ursprünglich wollte ich recherchieren wieviel Menschen eigentlich von Gewalt in Beziehungen betroffen sind, aber dann fand ich es unnötig, denn kein Mensch zeigt eine psychische Gewaltverletzung an. Und selbst wenn, man würde als hysterisch oder dramatisch bezeichnet werden. Jeder erlebt Grenzüberschreitungen auf seine Weise, und wenn dein Partner/in diese Grenzen nicht wahrt, wenn er/sie weiter beleidigt, beschimpft, herabwertet, dann erlebst du Gewalt.

Und dann kann ich nur klare Worte finden, wenn jemand dir Gewalt antut, dann wird es nicht besser wenn du zurückschimpfst, es wird nicht besser wenn du die biblische andere Backe hinhältst. Es wird nur besser wenn du aufstehst, deinen Rücken streckst, dem/der anderen tief in die Augen schaust, dich mit allem Respekt verabschiedest und gehst. Jemand der dich einmal beleidigt, tut es ein zweites Mal, jemand der dir einmal psychischen Schaden verursacht hat, tut es ein zweites Mal. Es wird nicht besser, in einer Mehrzahl der Fälle leider sogar schlimmer, sobald der Respekt erst weg ist, fangen die Menschen an, auf der nächsten Ebene Gewalt auszuüben.

Versteh mich nicht falsch, niemand ist hier der Böse. Jeder hat seine Geschichte, sogar dieser traurige Mensch der seine Partnerin erschlagen hat, denn jemand der gezwungen ist in seinen Beziehungen körperliche oder seelische Gewalt auszuüben, hat leider selber schon zuviel erlebt. Aber, und das ist das wichtige, du bist nicht in der Position dieser Person zu helfen. Du solltest in einer Partnerschaft vertrauen dürfen.

Meiner persönlichen Meinung nach ist das auflösen von Gewaltmustern ein generationenüberdauernder Weg. Denn  jemand der als Kind schon körperlich angegriffen wurde, oder das bei seinen Eltern als Alltag erlebt hat, für den wird es kein Übergriff sein wenn er/sie den/die PartnerIn beleidigt oder herabsetzt. Denn er/sie hat ja bereits „schlimmeres“ erlebt. Für dessen PartnerIn sowie Kinder ist es aber ein Grenzüberschreitung den/die Partner/die Eltern als beleidigend und übergriffig zu erleben. Erst wenn die Kinder dieser Eltern dann ihrererseits an ihren Mustern arbeiten und physische Gewalt in ihren Beziehungen vermeiden, haben erst deren Nachfolger die Chance auf eine friedvolle Kindheit ohne Grenzüberschreitungen und Gewalt und in folge dessen auch die Möglichkeit friedvolle Beziehungen zu führen. Wenn man dies also an einer Generation festmachen würde:
würde jede Generation an ihren emotionalen Defiziten arbeiten, dann wären die Großeltern die die physische Gewalt verübt haben, die Eltern diejenigen die die psychische Gewalt ausübten, die Kinder die versuchen diese Fehler zu vermeiden, und die Enkelkinder also die erste Generation die gewaltfrei aufwachsen kann. Wenn man sich ansieht wie massiv Überschreitungen in der Zeit des zweiten Weltkrieges war, mit Übergriffen gegenüber Partnerinnen, Menschen  im Allgemeinen und Kindern, so ziehe ich den persönlichen Schluss dass wir jetzt langsam in ein Zeitfenster kommen bei dem es möglich wird, gewaltfrei zu leben und zu erziehen.

Aber – und das ist die Challenge, die Betroffenen müssen bereit sein ihre Muster zu verändern und nicht mehr weiterzuführen, was sie als „normal“ erlebt haben. Und deren Familien, PartnerInnen, FreundInnen sollten diese Veränderung unterstützen (ohne Co-Abhängigkeit zu wählen, denn die verändert nichts). Es gibt keine Verbesserung wenn man weiterhin den Sumpf wählt, in dem Gewalt in Sprache und Körper als Abwechslung im Alltag gesehen wird. Egal was du erlebt hast, du hast das Recht und die Pflicht es anders zu machen. Du kannst dich erinnern wie du dich gefühlt hast, als es passierte, als Kind, als Erwachsene/r.

Du bist ein Geschöpf Gottes, wie jeder andere auch. Du bist wundervoll und frei. Es gibt keinen Grund dich zu demütigen. Weder durch dich noch durch andere. Nimm die Challenge an und lebe ein friedvolles Leben.

Dieser Beitrag ist allen Beteiligten von Gewalt gewidmet. Den Menschen die sterben mussten, krank wurden oder an den Folge von Gewalt leiden. Danke für eure schwere Last, die nicht umsonst gewesen sein soll. Lasst uns diese Spirale enden und ein Leben in Gesundheit und Frieden wählen. Wenn wir Frieden in unsere Herzen lassen, so ist Heilung und Versöhnung möglich.

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