Nicht das Ranking zählt für mich, sondern meine Leser. Ich nehme sie mit auf eine Reise, durch mein Maminiversum, in meine Welt. Ich habe Grenzen, aber auch viel Freiheit, bei dem was ich schreibe. Und eine Nominierung für einen Bloggeraward ist immer wieder eine neue Möglichkeit mich mal bei meinen LeserInnen vorzustellen
Es ist fast 10 Jahre her, dass ich bei einer österreichischen Airline als Flugbegleiterin gekündigt habe. Ich war etwas über drei Jahre im Job, zweieinhalb davon auf der Langstrecke. Noch heute träume ich manchmal vom Dispatch, wo ich mein Firmenpostfach hatte, sehe vor meinem inneren Auge die langen Gänge des Bürogebäudes, die Umkleiden, die Räume wo sich die Crew zum Briefing getroffen hat.
Flugbegleiterin war mein Traumjob, seitdem ich klein war. Dass ich mit 25 dann endlich in den Flugbetrieb eingstiegen bin, war eine Verkettung glücklicher Fügungen. Ich hatte jahrelang Bewerbungen geschickt, und keine Einladung bekommen. Dann gab es einen großen Bedarf an FlugbegleiterInnen für die Zusammenlegung zweier österreichischer Airlines und meine Chance war da. Ich sah in der Zeitung eine Ausschreibung für ein „open Assessment“ das hieß, jeder konnte kommen, der meinte er oder sie erfülle die Kriterien. Damals gingen alle Projekte und Jobsuchen bei mir nach hinten los. Ich hatte mich getrennt, lebte in einer WG, und war in ein anderes Bundesland gezogen, auf der Suche nach Ziel und Sinn in meinem Leben. Zu dem Assessement ging ich nur, weil ich schon eine Art Galgenhumor entwickelt hatte, von wegen, „mehr als schiefgehen kanns ja nicht“. Ich kam durch die erste Runde, ein allgemeiner Wissenstest. Ich kam durch die nächste Runde, und immer kleiner wurden die Kreise. Von Runde zu Runde gingen weitere Bewerber. Ich war immer noch dabei. Allein beim spanisch“test“ in bezug auf die zweite lebende Fremdsprache scheiterte ich kläglich, und machte mir keine großen Hoffungen mehr. Und doch – am Ende des Bewerbungsverfahrens hatte ich den Job! Ich erinnere mich noch, in meinem Hirn war Durchzugsverkehr, Freude und Aufregung gaben sich die die Hand, abwechselnd hatte ich Angst vor allem Neuem und dann war ich wieder glücklich, endlich etwas erreicht zu haben, dass ich mir immer schon gewünscht hatte.
Meine Ausbildung
Um FlugbegleiterIn zu werden, musste ich einmal einen sechswöchigen Kurs im Bereich Sicherheit, Service, Emergencies usw absolvieren. Diese sechs Wochen waren lerntechnisch die härtesten meines Lebens. Ich war nie eine fleißige Schülerin, aber wenn man nicht gleich mitlernte, war man verloren. Täglich kam etwas Neues dazu, und alles ist wichtig. Klar, es waren auch lustige Sachen dabei, wie zum Beispiel eine Stylingberatung, aber auch viele Notfalltrainings, die im Ernstfall einfach beherrscht werden müssen. Wir mussten alle worst case Szenarien kennen, die Flugzeug und Equipment im Schlaf, und ebenso den Emergencydrill. Aber das ist nur mehr als verständlich, denn nur so konnte die Luftfahrt zu einem der sichersten Verkehrsmittel unserer Gesellschaft werden. Indem aus vergangenen Fehlern gelernt wurde, und das Personal gut geschult ist. Ich tat mir schwer mit dem Kurs. Zwar verfüge ich über die soziale Kompetenz gut mit Menschen zu arbeiten, aber ich hatte immer vermieden, mich mit Worst Case Szenarien auseinander zu setzen . Heute bin ich endlos froh, dass ich in meinem Kurs Menschen hatte, die mir halfen diesen Drill auszuhalten, und weiterzumachen, denn nur so konnte ich dann schlussendlich meinen Traumjob starten.
Bei meinem ersten Flug hörte ich mein Herz bis in die Ohren schlagen. Glücklicherweise hatten wir eine Art „Einschulungszeit“ mit eine/r erfahrenden KollegIn und so lernten wir die richtigen Kniffe und Tricks wie man schnell und gut arbeitet. Wie man eine gute Mise en place macht, was besonders wichtig beim security check des Flugzeuges wichtig ist und derlei Dinge. Viele Dinge im Flugbetrieb beruhen auf guter Vorbereitung und Vorausschau. Etwas, dass ich dort erst lernen konnte. Genauso wie sich innerhalb eines Umlaufs auf eine total neue Crew einzustellen. Natürlich flog man schon mal mit denselben Leuten, aber tendzenziell war jeder neue Flug ein neues Team mit dem man arbeiten konnte. Das hatte Vorteile, und auch Nachteile, wie immer, wenn man mit neuen Leuten arbeitet.
Karriere als FlugbegleiterIn
Nach etwa einem halben Jahr konnte ich schon das „upgrade“ meiner Flugbegleiterinnen Karriere machen, und kam auf die Langstrecke. Einen Kurs später konnte ich mit meinen Gästen die Welt erkunden, und war gespannt was da alles kommen würde. In der Realtität war es aber mehr harte Arbeit als es einem „catch me if you can“ suggeriert. 24 Stunden Aufenthalt, in New York, Dehli oder Bangkok. Fliegen in der Nacht, schlafen, wenn in der Heimat Tag ist, fremde Kulturen, Gerüche, und Lebensbedingungen. Zuhause ein Leben aufbauen, während man in seinem Job ein „glamoröses“ Leben als Weltenreisende lebt. Erst Jahre später merkte ich, dass ich in dem Job als Hochsensible mehr von mir verlangt habe, als mir möglich war.
Es war bereichernd, inspirierend und schillernd, aber auch der härteste Job den ich je gemacht habe. Es ist verständlich, dass es Alternslimits für Neuaufnahmen gibt, denn gerade Anfangs ist es eine körperliche und auch seelische Belastungsprobe. Und so war es nicht weiter verwunderlich, dass ich nach etwa zwei Jahren mit Problemen zu kämpfen hatte. Jede Verkühlung war eine Nebenhöhlenentzündung, und ich hatte auf den Händen und am Hals allergische Ekzeme die nicht weg gingen. Aber ich wollte einfach nicht aufhören. Zu sehr liebte ich das Reisen, den Moment, wenn wir auf den Wolken flogen und die wie eine weiche Decke unter uns lagen. Ich beschäftige mich indem ich mich weiterbildete, und ein Training im Bereich „CISM“ machte, um anderen FlugbegleiterInnen im Notfall ein Peer (also eine unterstützende Person nach einem Emergency) sein zu können. Eigenartig nur, dass ich das für mich dann nicht in Anspruch nahm um eine Krise zu bewäligen, die mir dann in Bangkok unterkam.
Der Punkt an dem ich meinen Traumjob an den Nagel hing, war zu dem Zeitpunkt erreicht, als ich mit einer Panikattacke im Hotelzimmer lag, nachdem mein thailändischer Taxifahrer am Weg zum Hotel einen Hund überfahren und noch ewig mitgeschliffen hatte. Noch nie hatte ich mich so alleine gefühlt. Um mich zu beruhigen ging ich in die Lobby wo ich meine „senior“chefin der Langstrecke vorfand. Sie erkannte schnell was mit mir los war, sprach mit mir, kümmerte sich wie eine Mutter um mich, und gab mir aus ihrem travelmedizinkit ein sehr starkes Beruhigensmittel. Der folgende Tag war im im Nebel. Aber hängen blieb die Angst. Klar, ich hätte bleiben können, Teilzeit gehen, Urlaub nehmen, einen/n Peer anfordern, aber es war in dem Moment zuviel. Ich suchte mir etwas neues. Dachte ein „sicherer“ Job in einer Bank würde mir helfen mich besser zu fühlen. Ich hatte ja schon was „gscheites“ gelernt. Aber es war nur ein weiterer Weg im Berufspuzzle meines Lebens. Danach kamen weitere Bürojobs und ein Studium für Pädagogik.
Und von allen Berufen die ich in meinen letzten zwanzig Jahren gemacht habe, war das der Aufregenste, Anstregenste und Schönste. Niemals werde ich die Wolken vergessen, auf denen wir flogen. Die ungezählten Sonnenauf- und untergänge. In New York zu flanieren, Dehli zu spüren und zu riechen, die bunten Farben von Bangkogs Märkten. Aus einem Nebel zu fliegen, und in der Sonne zu landen. Nicht nur Fluggäste zu haben, sondern während eines langen Fluges wirklich Gäste zu haben. Sie abzuholen nach einer langen Reise, und für sie der erste Repräsentant von Heimat zu sein.
Es war schön. Es hat mich wirklich sehr gefreut. Und es ist Blut, Schweiß und Tränen, und gleichermaßen Sternenstaub, Meeresrauschen und die Skyline von New York.
Wenn du überlegst ob du es machst „just do it“, der Sporthersteller hat den Slogan nicht umsonst. Aber es ist wichtig, dass du schon irgendeine Form von Ausbildung als Back Up hast, es kann der Zeitpunkt kommen, wo es nicht mehr geht. Und dann hast du immerhin eine Zeitlang in den Wolken gelebt;)!
Sollten sich für dich noch weitere Fragen ergeben, stell sie gerne hier in den Kommentaren, oder auf meiner FB Seite Birdiesworld. Gerne stehe ich dir mir Rat zur Seite.
Im Radio höre ich in der letzten Zeit ständig „wenn sie tanzt“ von Max Giesinger. Anfangs fand ich es süß, dann fand ich es okay, und jetzt habe ich das Gefühl ständig eine Hymne über Selbstverleugnung vorgesungen zu bekommen. Ich frage mich, ob ein Sänger, männlich, offensichtlich ohne Kind, kein Alleinerzieher, Alleinverdiener oder VerkäuferIn im Supermarkt wirklich einschätzen kann was in einer Mutter vorgeht, wenn sie nach einem anstrengenden Tag nach Hause kommt?
Und in erster Linie spreche ich nicht von einer AlleinerzieherIn, sondern auch von all den anderen (in dem Fall) Müttern, die tagtäglich das Beste für ihre Kinder geben. Ja es stimmt, ich habe keine Zeit für mich, ich träume manchmal vor mir hin, und manchmal hab ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich mir Zeit für mich nehme, obwohl noch so viel andere Dinge zu tun sind.
Aber ist mein Leben mit Kind deswegen gefüllt mit Entbehrungen, mit Arbeit, mit der Verleugnung meiner Selbst? Was, wenn man sein Kind als Ausrede verwendet, sich seinen Träumen nicht mehr zu stellen? Denn das ist das, worüber er meiner Meinung nach wirklich singt. Er erzählt von jemandem, der glaubt er habe kein Recht darauf Träume zu leben. Jemand der glaubt, Mutter sein wäre eine todernste, ausschließlich langweilige Angelegenheit und würde nur mit Antidepressiva ertragbar werden.
Wer sind wir, unsere Kinder dafür verantwortlich zu machen, dass wir unsere Träume nicht leben? Was für ein Gefühl hinterlässt es bei dem Kind, wenn es merkt, dass seine Mutter ihm zuliebe „verzichtet“. Und ganz ehrlich, die Person im Lied, würde die auch ohne Kind nach New York jetten um barfuss zu laufen, oder die Zehen in den Sand strecken? Warum wird es so gerne dramatisiert, wenn eine Frau eine Zeitlang ihr Leben umorganisiert, ihren Kind(ern) widmet. In einer Gesellschaft wo nur „Ich“ und „Erfolg“ zählt, scheinen wir auf unsere Kinder zu vergessen. Wie schlimm kann es sein, seinem Kind ein paar Jahre seines Lebens zu schenken, ohne auf Krampf den Egozug zu fahren?
Wir sind keine Supermums, wir sind keine desperate housewifes, oder eine Sex and the city crew. Jeder der das glaubt, wird zwangsläufig seine Kinder dafür verantwortlich machen, etwas „verpasst“ zu haben. Auch an unseren zerbrochenen Beziehungen sind unsere Kinder nicht schuld, sie sind sogar diejenigen die zumeist am heftigsten darunter leiden, weil sie das Gefühl bekommen, sich entscheiden zu müssen. Mein Kind ist auch nicht der Grund, warum ich mein Lieblingskleid nur vor dem Spiegel trage, denn das bin ich selbst, das ist meine Wertschätzung mir gegenüber. Und wenn ich verdammt nochmal den Kleinen im Ballkleid in den Kindergarten bring, dann ist es meine Entscheidung in dem Moment „schön“ sein zu wollen.
Mein Kind liebt mich bedingungslos, zeitlos, über alle Grenzen hinweg. Es gibt nichts einzigartigeres als die Liebe eines Kindes zu seinen Eltern. Es gibt kaum etwas Kraftvolleres. Da könnt ihr Lieder über Romeo und Julia und was weiß ich was schreiben. Eine Hymne auf mein Kind, auf die wundervollen Lektionen die es mir tagtäglich lehrt, das ist was ich mir wünschen würde. Wenn ich tanzen möchte, dreh ich die Musik auf, und tanze mit meinem Kind gemeinsam. Wenn ich reisen will, finde ich einen Weg mein Kind mitzunehmen. Wenn ich singen will, kann ich es mit ihm zusammen.
Unsere Kinder als Grund unsere Träume nicht zu leben zu nehmen, ist eine fade Ausrede, eine Einbahn in die Depression, Einsamkeit und Schuld. Lasst uns doch unsere Kinder einfach so lieben wie sie uns, ihnen die Zeit schenken die sie verdienen und aufhören zu behaupten, dass sie uns Lebenszeit stehlen. Mein Kind hat mir so viel geschenkt an Erfahrung, Lebenszeit, Entscheidungskraft und Freiheit. Da bin ich gerne diejenige die die Knödel heimbringt und dafür sorgt, dass er alles hat was er braucht.
PS, Nix gegen Max Giesinger, das Lied find ich ja an sich ganz gut, feiner beat, schöne Idee, aber wie gesagt, meiner Meinung nach hätte ein bissl mehr positives Lebensgefühl da nicht geschadet 😉
Als ich Birdiesworld gestartet habe, hatte ich keinen Plan. Ich wollte einfach meine Geschichte erzählen. Als ich im Sept 15 zu schreiben begann, war ich also so blauäugig wie ich nur sein konnte, wenn man mit etwas gänzlich Neuem beginnt.
Meine ernsthaften Bemühungen den Blog regelmässig zu befüllen, begannen mit Februar 2016, daher empfinde ich dieses Datum als tatsächliches Jubiläum. Ich begann von der „Bloggerin“ zur „Mama- und Reisebloggerin“ umzusatteln, in der Hoffnung durch Spezialisierung mehr LeserInnen anzusprechen. Mir war damals immer noch nicht klar, was es wirklich für mich bedeuten würde zu bloggen. Denn es ist mehr als ein aufwendiges Hobby. Und es ist eine ständige Gratwanderung der Selbstdarstellung und Wahrung der Privatsphäre. Der Beitrag von der Bloggerin MINIANDME beschreibt dieses Thema sehr treffend wenn es um das Abstecken von Grenzen geht,
http://www.mini-and-me.com/von-den-dingen-zu-denen-wir-nein-sagen-wie-privat-ist-zu-privat/
Dieselbe Erfahrung mache ich bei jedem Artikel den ich schreibe, bei jedem Foto/Video dass ich teile, ich überlege mir häufig, was kann ich den Leser wissen lassen, was ist privat, wo ist die persönliche Grenze meine Erlebnisse zu teilen?
Mit zunehmender Beschäftigung mit dem Thema wurde mir klar, bloggen ist nicht nur, etwas von sich zu erzählen, und die Gratwanderung zwischen persönlicher und öffentlicher Person zu begehen, es ist vor allem netzwerken, programmieren von fancy Seiten, Bilder bearbeiten, und sonstwas für Suchmaschinenoptimierungen. Ich kann das übrigens immer noch nicht gut. Weil ich nach wie vor einfach nur meine Geschichten erzählen will. Vielleicht auch um anderen zu helfen, um zu zeigen, dass so manche verzweifelte Situation sich ins Gute bessern kann. Wenn ich zurück denke an meine ersten Artikel, es mag vielleicht nicht so sichtbar gewesen sein, aber es war eines meiner schwersten Jahre. Ich musste 2015 so viele Entscheidungen treffen, die zwar für mein Kind und mich gut waren, aber in erster Linie für meine Partnerschaft und mein Leben im schillernden Wien abträglich. Ich ging durch eine katastrophale Trennung, begann in der Steiermark vollkommen neu, ohne Freunde, nur mit meiner Familie im Hintergrund. Und jetzt, eineinhalb Jahre später, geht es mir wieder gut. Ich habe eine perfekte Wohnung für den Kleinen und mich, ich habe endlich wieder ein gutes Verhältnis zu seinem Vater und vertraue ihm wieder, ich habe durch das Bloggen entdeckt, wie gerne ich schreibe, und wie viele Ideen und Projekte sich nun durchs Schreiben ausdrücken wollen.
Manchmal verzweifel ich aber dann doch an diesem Blog. Frage mich wie lange ich noch auf „Erfolg“ warten muss, und wie viel Geld mir das alles kosten wird? Ich frage mich ob ich so schlecht schreibe, und andere mit vielfach höheren Leserzahlen so viel besser? Und wie ich das alles unter einen Hut bringen soll. Eine gute Mutter sein, für mein Kind sorgen, einen Job finden der gut genug bezahlt ist damit es uns gut geht, Haushalt, Beziehung, Zeit für mich, meine Projekte und Visionen, und dann noch meinen Blog relaunchen, Zeit und Geld in Kurse investieren die mir beibringen wie ich Leser anziehen, wie ich google analytics verwende und Suchmaschinenoptimierung und was weiß ich was. Vielleicht ist dieser wirtschaftliche Aspekt ja eines der Dinge die besser transparenter wären beim Bloggen. Wann ist man soweit davon zu leben? Und wie soll das möglich sein? Ich finde es ja toll wenn jemand davon leben kann, ich kritisiere ja auch keinen Journalist, dass er von Berichterstattung lebt. Aber würden die „Berufsblogger“ sich als solche definieren, würde vielleicht von den „Freizeitbloggern“ der Druck abfallen, ständig noch mehr an Leserschaft zu akquirieren und wir würden uns einfach freuen über das was wir haben. Klar, wenn ich eine passende Kooperation bekomme, dann nehm ich die auch gerne an. Aber BloggerInnen sind nicht dazu verpflichtet immer alles ins bessere Licht zu rücken. Sie erzählen ihre Perspektive auf die Dinge.
Und dann gibt es Artikel, die da meinen BloggerInnen wären Bussitussis, die eigentlich nur einen aufwendigen Lifestyle haben,
http://derstandard.at/2000051436616/Warum-der-Mama-Kind-Lifestyle-boomt.
Bei den Kommentaren zu diesem Artikel fand ich auch noch eine interessante Aussage, die besagte, Mamabloggerinnen wären Egoisten, und Kinderkriegen sowieso egoistisch. Es mag sein, dass ich mich mit meinem Blog präsentiere, dass ich etwas von mir erzähle, von meiner Reise als Mama, als Frau. Aber egoistisch und Kinder kriegen, das passt für mich nicht zusammen. Denn ich habe in meinem Leben schon viele Sachen nur für mich gemacht, aber mein Kind zu bekommen war und ist ein Commitment zu tausend Prozent mein Leben für das Leben meines Kindes zurückzustellen. Und dass betrifft auch meinen Blog. Wenn mein Kind krank ist, mit mir spielt oder mich einfach braucht, kein Blog der Welt wird mich davon abhalten mein Kind an erste Stelle zu stellen.
BloggerInnen sind Selbstdarsteller. Ja. Aber wir gehen nicht über die Grenzen anderer Menschen. Mag sein, dass wir mal unsere eigenen ordentlich belasten. Aber wieso muss denn ständig alles in gut und böse kategorisiert werden? Kann man nicht einfach mal etwas machen, dass man gern macht, schreiben oder schöne Bilder teilen, und das mit der Welt teilen. Wir zwingen ja keinen unsere Posts zu lesen, wir halten niemanden die Pistole an die Brust und sagen er muss unsere Instagramaccount durchforsten. Wir erzählen unsere Perspektive. Gewähren Einblicke in eine private Welt, aber eben nur so weit jeder das für sich selber definiert hat. Bei mir wirst du beispielsweise nie das Gesicht meines Kindes sehen. Das ist etwas was ich anfangs seinem Vater zuliebe eingehalten habe, aber jetzt mit zunehmender Beschäftigung mit dem Thema finde ich es für meinen Blog passend. Ja, ich habe ein Kind, und ja ich schreibe über den Alltag mit ihm, aber er soll eines Tages selber bestimmen dürfen, wie weit er sich in welchen Medien präsentiert. Aber auch das ist etwas was jede/r BloggerIn selber bestimmen muss. Und wenn Eltern ihre Kinder als Werbetestemonial für eine Supermarktkette verwursten, sagt ja auch keiner was, also warum ist das Bild des Kindes eine/r BloggerIn so viel privater?
Das einzige was ich tagtäglich in Bezug auf meinen Blog gedanklich abwägen muss, ist dieser unheimliche Druck eine „gute Story“, ein „gutes Bild“ zu teilen. Durch diese gesamte social media Maschinerie die da dran hängt, ist man ständig damit beschäftigt zu überlegen, wie man noch mehr Leser bekommt. Und das fiese ist, man hört die Geschichten von Menschen die von ihren Blogs leben, aber man hat keine Ahnung wie man jemals dahin kommen soll. Es ist als ob man wie ein Lachs ständig gegen den Strom schwimmt, man versucht das richtige zu tun, aber die Widerstände scheinen unüberwindbar. Als Anfängerin ist man so schnell entmutigt, weil man nur Erfolgsgeschichten hört, und ich war in den letzten Monaten mehr als einmal bereit alles hinzuschmeißen. „Wozu das ganze, damit mich Familie und Freunde nur belächeln, und eh keiner meine Posts liest“ das war nicht nur einmal mein Gedanke. Aber dann lässt es mich nicht los, das Erzählen von Geschichten, das Teilen von Erfahrungen, Erlebnissen. Und es ist nicht nur meine Geschichte die ich erzähle, es sind auch Geschichten die wir teilen, es sind andere BloggerInnen die ihre Erfahrungen teilen, denen man im Laufe seines eigenen Blogs begegnet, wie zum Beispiel die Bloggerin LIMALISOY die sich auch mit Themen rund um die elterliche Psyche beschäftigt,
http://limalisoy.de/mit-kindern-ueber-depressionen-reden/ .
Und so komm ich am Ende meines „Bambi“jahres zum Schluss, dass bloggen Sinn macht. Denn wenn nur einer eine Geschichte liest, die ihm oder ihr das Gefühl gibt „es ist okay“, dann hat der/die BloggerIn schon etwas bewegt. Und dann ist es okay zwischendrin auch mal schöne Bilder zu posten, und oberflächliche Themen zu behandeln, weil ganz ehrlich, Probleme hat jeder selber genug, da wollen wir nicht die ganze Zeit darüber lesen. Und was meine Rolle als „Mamabloggerin“ betrifft, versuche ich gelassener damit umzugehen, denn ich weiß selber ganz gut wer ich bin, und was ich kann. Wenn es anderen hilft mich als Bussitussi zu kategorisieren, dann ist es ihr Thema. Ich weiß, dass mein jetziges Thema mein Kind, meine Rolle als Mama ist, und darüber schreibe ich. Kann gut sein, dass das in zehn Jahren nicht mehr so dringlich ist, dann wird sich mein Blog mit mir verändern, aber das ist ja das schöne beim Bloggen, es wird einem nie langweilig. Weder als Leser, noch als Autorin;).