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Warum eine Kinderkrippe eine gute Sache für mein Kind ist, und wie der Einstieg gut funktioniert.

on 20. November 2016

Kürzlich konnte ich online einen Artikel lesen, dessen Subtext relativ bald klar war (bei Anfrage kann ich ihn gerne in den Kommentaren anführen). Zwar meinte die Autorin ein Kind in die Krippe zu geben, sei eine individuelle Entscheidung, aber gleichermaßen schürte sie mit ihrem Text in mir als Mutter alle schon bestehenden Ängste, dass ich meinem Kind nachhaltig schaden würde, wenn er jetzt zu früh in der Krippe ist.

Nur zum Verständnis, ich bin Mutter eines bald zweijährigen Buben. Er ist mein einziges Kind, ich genieße jedes Up and Down mit ihm, denn ich weiß, dass diese Zeiten einzigartig sind, und dass ich möglicherweise in meinem Leben nur dieses eine Kind haben werde (ich bin eine quasi „späte“ Mutter mit meinen 38).
Ich werde arbeiten gehen, weil arbeiten nicht nur Geld bringt, sondern auch Freude macht, und habe ihn in diesem Jahr in die Kinderkrippe gegeben.
Zwar bin ich jetzt noch in einer Bildungskarenz, aber spätestens im Jänner ist dann das mit dem Arbeiten Fakt.
Weiters bin ich selber Pädagogin und hinterfrage mein Handeln nicht nur in Hinsicht meines persönlichen Erlebens, als auch in Bezug auf mein professionelles Wissen.
Daher fand ich den Artikel schon ziemlich einseitig. Er schildert ausschließlich die möglichen Nachteile eines Krippenbesuchs, gibt aber keine Hilfestellung für einen guten Einstieg, noch geht er auf Vorteile ein. Außerdem gibt es Länder die bei der Frühbetreuung von Kindern  ganz wundervoll positive Beispiele geben. Beispielsweise in Schweden, das jetzt meines Wissens keine bindungsgestörten Einsiedler vorbringt, sondern ganz vorne mitspielt, auf hohem pädagogischen Niveau.
Daher ist eine gelungene Krippenbetreuung auch eine tolle Chance für Eltern und Kind, un ich möchte euch anhand meines persönlichen Beispiels mit meinem Sohn, von den gelebten Vorteilen einer Krippenbetreuung erzählen. Und abschließen wird mein Beitrag mit Tipps, die ich selber oder durch andere mitbekommen habe, die hilfreich sein können bei der Eingewöhnung. Also hier zu den Vorteilen:

  • Mein Sohn hat nun, nach seiner Eingewöhnungsphase, enorme Entwicklungsschritte gemacht. Er hat, nachdem er ausreichend beobachtet hat, seinen Platz in der Gruppe gefunden. Seine Vertraute bei den Pädagoginnen. Er geht gerne in die Kinderkrippe, aber gerne auch nach Hause.
  • Er bringt die Lieder und Spiele mit nach Hause. Er fordert teilweise Singspiele ein die er aus der Krippe kennt, und zeigt mir sehr klar seine Bedürfnisse.
  • Sein Wesen kristallisiert sich nun viel stärker heraus. Er nimmt sich durch die Tatsache, dass er andere Kinder täglich wahrnimmt, stärker als eigenes Wesen wahr. Und drückt das natürlich aus.
  • Durch den achtsamen Umgang in der Krippe (der sich mit unserem ergänzt) hat er einen enormen Schub in Richtung Kommunikation gemacht. Er bespricht alles und erklärt alles.
  • Logischerweise hat er sich auch Trotz und Wut in der Krippe abgeschaut (aber ehrlich gesagt stand die sowieso am Entwicklungskalender). Außerdem sollten sie alle Gefühle erleben dürfen, nicht nur die „guten“.
  • Er nimmt teilweise Rituale aus der Krippe mit nach Hause und fordert deren Umsetzung.
  • Des weiteren interessiert er sich sehr dafür, wie das mit dem „sauber werden“ funktioniert, weil er teilweise bei den anderen sieht wie das funktioniert, mit den Topferl.
  • Er hat kein Problem mit seiner „Affektkontrolle“. Zwar gingen die Emotionen hoch als er in der Eingewöhnungsphase war, aber durch das Erklären warum jemand weint, und das für ihn da sein (entweder durch mich als begleitende Mama, oder eine informierte Pädagogin) konnte er die Emotionen der anderen gut verstehen und sortieren.
  • Seine Bindungsfähigkeit leidet meiner Meinung nach nicht, er weiß wer seine Bezugspersonen sind, er checkt diese ab wie weit und ob er ihnen vertrauen kann. Seine Bindung zu mir oder seinem Vater, bzw vertrauten Personen ist aufrecht und ungebrochen.
  • Er darf und kann seine Gefühle weiterhin ausdrücken, der erweiterte Radius den er durch Krippeninstitution und Krippenkinder bekommen hat, ermöglicht ihm zu lernen, dass es auch andere Kinder gibt, und inwiefern auch diese ihre Gefühle haben und leben.
  • Er findet Freunde, Verbündete außerhalb unseres Familiensystems und das ist der erste Schritt sich selber als Teil eines sozialen Gefüges innerhalb unserer Gesellschaft wahrzunehmen. Er lernt, dass er so wie er ist, nicht nur von uns akzeptiert wird, sondern auch von anderen Teilnehmern dieser Gesellschaft.

Es war nicht leicht, in mir diese Prozesse zuzulassen. Zusätzlich zu den gesellschaftlichen Themen, komme ich aus einer sehr traditionellen Familie, bei der das Mutterbild eine unangefochtene Instanz ist, und ein zeitiger Kindergartenbesuch nie ein Thema war. Ein Kindergarten und Krippe sind nur aus wirtschaftlicher Sicht begründbar, eine Mutter jedoch unersetzbar und ähnlich wie in dem Artikel eine unabkömmliche Instanz.
Dazu sei gesagt, ich weiß, dass ich als Mutter für mein Kind unersetzbar bin, so wie mein Kind für mich. Trotzdem darf ich ihn auch mal ein paar Stunden von anderen Menschen beaufsichtigen lassen, denen ich vertrauen, und deren Umgebung und Qualifikation ich gecheckt habe.In Summe kann ich sagen es waren intensive zweieinhalb Monate für uns, und es hat gedauert bis mein Kleiner angekommen ist in der Krippe.Zwischendurch dachte ich ja wir wären soweit, aber dann gabs eben noch einen Durchlauf. Wie wir zu diesem Punkt gelangt sind, Tipps zur Eingewöhnung:

  • Wir haben zwei Monate gebraucht um an diesen Punkt zu kommen. Ich bin nahezu jeden Tag einige Stunden mit ihm dagewesen, und manchmal nur für eine halbe Stunde gegangen. Aber die halbe Stunde hat schon gereicht, um ihm zu zeigen, dass ich zurückkomme.
  • Ich habe viel mit ihm über seinen Krippenbesuch gesprochen. Ihm viele Male erklärt, dass ich auch zurück komme. Und bin auch wieder zurück gekommen.
  • Die Zeit die wir sonst miteinander verbrachten, war von Qualität geprägt, nicht Quantität. Es war egal, ob die Küche nun zusammen geräumt war oder nicht, wenn er Kuscheleinheiten brauchte, dann bekam er sie.
  • Bis jetzt haben wir nur die Vormittage genutzt, aber jetzt wo er eine vertraute Pädagogin gefunden hat, wird es auch kein Thema mehr sein, ihn zwei- dreimal über die Mittagszeit drinnen zu lassen.
  • Ich habe ihn seine Vertrauensperson selber finden lassen. Hab ihm nicht jemand in die Hand gedrückt und bin gegangen.
  • Er hatte immer ein „Übergangsobjekt“ mit dabei, ein Kuscheltier, in seinem Fall ein Hase, war sozusagen der Verbündete aus der Heimat, an dem er sich jederzeit festhalten konnte.
  • Am schwierigsten war die Zeit nach etwa sechs Wochen, er war ständig verkühlt, und nachdem er Fieber hatte, war er einige Tage zu Hause. Nach dieser Phase gab eine eine Eingewöhnung reloaded, wo ich wieder mehr Zeit in der Krippe in meiner begleitenden Funktion verbrachte. Aber das war notwendig, damit er jetzt das Vertrauen manifestieren konnte, dass ich 1) wieder zurück komme und 2) die Pädagoginnen in der Krippe ihn auch unterstützen.
  • Es ist auch besonders wichtig mit den Pädagoginnen zu sprechen, und ihnen individuelle Informationen zu geben. Sie können noch so gut sein, wenn wir als Mütter ihnen nicht über die Eigenheiten unserer Kinder berichten, dann können sie nicht wissen was sie brauchen, und müssen es erst selber herausfinden. So hatte ich zum Beispiel die Hauptverantwortliche Pädagogin darüber informiert, dass mein Sohn teilweise sehr empathische Züge aufweist, wenn andere Kinder weinen, und deren Gefühle spiegelt. Dass sie mit ihm darüber sprechen, was da gerade für Gefühle aktiv sind, und erklären was passiert.
  • Darauf achten, dass in der Kinderkrippe ein guter Betreuungsschlüssel gelebt wird. Zustände wie in Kindergärten, bis zu 25 Kinder und grade mal zwei Pädagogen, sind in Krippen nicht der Fall. Da gibt es für eine Ganztagsgruppe von 12 Kindern drei PädagogInnen, die sich ständig um die Kinder kümmern. Sprecht mit den Pädagoginnen, da spürt ihr sofort ob das stimmig ist, mit der Krippe oder nicht.
  • Und vor allem – wenn ihr die Möglichkeit habt – nehmt euch Zeit. Die Eingewöhnung geht nicht von heute auf morgen, eure Kinder dürfen im Optimalfall Tag für Tag lernen, dass eine Krippe ein neuer toller Ort ist, an dem sie Dinge lernen die ihnen Mami nicht beibringen kann.

Und nun, nach langen inneren Kämpfen, sehe ich dass es ihm gut tut. Er hat Freunde gefunden, und lernt Dinge die ich ihm so nicht beibringen kann.
Und im selben Zug habe ich gelernt, dass uns einfach keiner unsere Verbindung schlecht reden kann. Ich liebe mein Kind mehr als ich jemals dachte, dass Liebe auf Erden möglich ist, und das kann auch keine Krippe oder Gesellschaft schlecht reden.
Er ist das größte Geschenk für uns als Eltern, und ich bin so dankbar für all die Erfahrungen die wir durch den anderen machen werden und gemacht haben.
Und wenn es auch nur mal die Erfahrung ist, dass meine Liebe ausreicht und auch einem Krippenbesuch standhalten kann.

 

© katharina gindra-vady, November 2016
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Eingewöhnung in der Krippe

on 7. Oktober 2016

Mein Sohn ist jetzt seit genau einem Monat in der Kinderkrippe. Gleich am Anfang mussten wir eine Pause einlegen, weil er natürlich krank wurde. So nach dem Motto „willst du, dass dein Kind krank wird, steck es in den Kindergarten“. Aber irgendwie auch nachvollziehbar. Denn er hatte, bis auf seine Neurodermitis, keinerlei Probleme mit seiner Gesundheit, irgendwann muss das Immunsystem ja auch lernen mit den Viren umzugehen.

Kinderkrippe, Kindergarten, oder Schulbeginn, das sind alles ganz besondere Anfangszeiten für Mutter und Kind. Ich konnte bei mir selber, aber auch bei den anderen Müttern, beobachten, dass wir da ganz schön sentimental werden können, und auch ziemlich überempfindlich. Unsere Kinder sehen den Anfang meist gelassen. Für sie ist es einfach toll und aufregend. Die neue Gruppe, die neuen Regeln, das neue Spielen. Während wir also mit unseren Schnief-sentimental-Gedanken kämpfen, spielt unser Kind und findet die neue Krippe/Kindergarten/Schule ganz toll. In dieser Zeit ist es sogar für unsere Kinder leichter uns gehen zu lassen, weil einfach die Ablenkung noch so groß ist. Aber es kommt ein Zeitpunkt da kippt das Ganze. Die Mütter /Väter beginnen ihre neue Freiheit zu genießen, lassen das Kind gerne ein paar Stunden in der Betreuung. Und da merkt das Kind, dass es da nichts Neues mehr gibt, und dass die Eltern aber jeden Tag aufs Neue geht.

Dann ist sie da. Die Krise. Die Eltern sind überrascht, weil ihr Kind plötzlich nicht mehr alleine in der Krippe bleiben will. Für mich ist das irgendwie klar. Wenn wir das aus der Perspektive des Kindes überlegen, dann ist diese Phase vorprogrammiert. Das Kind nahm an, dass dies eine Spielgruppe wie viele ist, und die Eltern bald wieder da sind. Und dann spürt es die Regelmäßigkeit, es merkt, dass die Eltern immer gehen, vielleicht sogar länger wegbleiben.  Es ist auf sich selber angewiesen. Da helfen natürlich einfühlsame Pädagogen, aber aus der Sicht des Kindes ist es alleine. Es muss zu diesem Zeitpunkt lernen, dieses Gefühl auszuhalten und zu verarbeiten.
Wir als Eltern sind da sehr gefordert. An dem Punkt können und dürfen wir nicht zurückrudern. Es hat einen Grund, warum wir unser Kind in eine pädagogische Institution gegeben haben. Aber wir können bei dieser Phase unsere Kinder trotzdem gut begleiten. Jeder der sich mit seinem Kind beschäftigt, weiß was es braucht. Der eine sucht Nähe, der andere braucht Spiele oder Bewegung.
Darum,
beACHTE dein Kind.
Gib ihm das was es emotional braucht, in der Zeit wo du es siehst.
Erkläre ihm immer wieder, dass du wieder kommst,
akzeptiere und WERTschätze seine Gefühle.
Vielleicht findest du auch ein Kuscheltier, oder etwas von zuhause das du mitgibst, um ihm eine Art „Verbündeten“ mitzugeben.
Auch wenn es im Moment nicht gleich besser wird, dein Kind fühlt sich in seiner Gefühlswelt verstanden und akzeptiert, wenn du mit ihm die Situationen besprichst.
Das ist meine Perspektive als Pädagogin.

Als Mama kann ich nur sagen, mein Sohn ist dabei, in der Krippe anzukommen. Das merke ich daran, dass er mich gehen lassen kann, aber auch daran wie viel Kraft ihm das kostet. Er geht sofort, nachdem wir zuhause sind, schlafen und braucht unendlich viel Kuschel und Leseeinheiten. Ich geb ihm das gerne, und freue mich wenn er mir so klar zeigen kann, was er braucht. Kürzlich hab ich mit einer Pädagogin gesprochen, und die sagte mir „Schau, wenn du merkst, dein Kind kann am Freitag einfach nicht mehr, ist erschöpft und ausgelaugt, dann kannst du natürlich entscheiden, dass ihr nur eine vier Tage Woche macht.“ Und genau dass ist der Punkt. Wenn ich wählen kann, und die Bedürfnisse meines Kindes so erfüllen kann, dann werde ich das tun. Klar. Wenn ich schon eine fixe Arbeit habe, oder mir meine Zeit nicht einteilen kann, dann geht es nicht. Aber dann kommen wir wieder dahin zurück, dass ich die Zeit die ich dann habe, meinem Kind schenke. Ich sags euch ganz ehrlich, ob die Wohnung geputzt ist, oder der Kuchen selbst gebacken, ist in der Phase deines Lebens wirklich egal. Es ist eine Zeit, wo dein Kind dich braucht, und diese Zeiten werden weniger werden. Denn unser Leben entwickelt sich nun mal zu mehr Selbstständigkeit. Aber sie plumpsen nicht aus unserem Bauch und sind nach zwei Jahren schon selbstständige Wunderwuzzis. Sie brauchen unsere Hingabe, Zeit und Pflege, damit sie das Vertrauen in diese Welt aufbauen können. Das ist unsere Aufgabe als Eltern. Ihnen die Wurzeln zu geben, damit sie ihre Flügel selber entfalten können.

Foto pixabay.com

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 © katharina gindra-vady, oktober 2016
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Lasset die Spiele beginnen, ein Wort zum pädagogischen Zirkus und meine Mitwirkung darin.

on 11. September 2016
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Foto, pixabay.com

Mein Kind kommt in die Krippe. Tolle Sache denk ich mir. Ist es auch. Aber obwohl – oder vielleicht, weil – ich es studiert habe, mach ich mir viele Gedanken vor diesem neuen Abschnitt.
Eine andere Mama hat den treffenden Satz dazu gefunden „Irgendwie ist die ganze Situation ein bissel schizophren“. Da stimm ich zu. Ich weiß meinem Kind wird die Zeit im Kindergarten/Krippe gut tun. Er wird Spaß haben, Freunde finden, sich in Gruppen behaupten, Kreatives lernen und neue Strukturen lernen. Aber die Hippie-braut in mir schreit. Was, jetzt willst du dein Kind schon dem rigorosen System unterwerfen? Was ist mit Freiheit, und Entfaltung, warum lässt du ihn nicht einfach selber wachsen und seine Flügel finden. Muss er sich jetzt schon einfügen in das System, essen wenn alle essen, schlafen wenn alle schlafen, spielen wenn alle spielen. Wo ist da die Freiheit, die Entdeckung des Lebens selbst?

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Foto, pixabay.com

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Foto, pixabay.com

Und ich verstehe die Hippie-braut in mir. Die hat Angst. Sie befürchtet ,dass dieses wundervolle Kind dass wir haben (ich weiß schon, wir haben alle wunderbare Kinder), vielleicht ein bornierter Bürohengst wird, nur weil es zu früh gelernt hat, dass Regeln das Leben schreiben. Aber ich kann meine  innere Hippie-braut beruhigen. Nur weil mein Kind in eine pädagogische Institution geht, muss es nicht automatisch einen Kasernenton lernen. Es kann auch einfach Spaß machen. Er kann auch Freude daran haben, Routinen, Gruppendynamiken, neue Welten zu erobern. Es wird ihm voraussichtlich auch Spaß machen, all die Spiele und Kreativität zu entdecken. Als Mutter kann ich ihm einfach vieles nicht bieten, was eine professionelle Betreuung kann. Aber ich kann ihm mit diesem Schritt zeigen, dass er beides haben kann, Freiheit und Regeln. Und das allerwichtigste bei dieser Lebensetappe, ich gebe ihm Liebe und Geborgenheit, und somit Sicherheit. Wenn ich also ruhig bin, und mit mir im Reinen, dann wird auch er für sich das Beste aus den Dingen holen.

Kinder lernen am Vorbild.  An meinem Vorbild als Mutter. An dem des Vaters. Aber auch an all den Umgebungen denen sie länger ausgesetzt sind. Mag sein, dass ich die Routinen in pädagogischen Institutionen lästig finde. Aber ich weiß auch, dass es ohne die nicht geht. Weder in der Profession als Pädagogin, noch in irgendeiner Gruppe. Das hat aber gar nichts damit zu tun, dass wir unsere Kinder schon heute an die Arbeitswelt von morgen gewöhnen müssen (ich muss innerlich sehr laut lachen bei der Argumentation).
Sondern weil eine Gruppe von Menschen, egal wie jung oder alt sie sind, Organisation erfordert. Weil alle Individuen, wenn sie auf einem Haufen sind, dazu tendieren laut zu schreien, damit man sie hört.
Und darum kann ich nur sagen, es wird ihm gut tun, dieser regelmäßige Krippenbesuch.
Weil es Sicherheit gibt, sich auf Rituale und Routinen im pädagogischen Alltag einzulassen.
Weil Kinder gerne lernen, und wir als Eltern ihnen auch die Flügel geben müssen. Es ist unsere Pflicht sie los zulassen und bei dem Prozess zu begleiten. Wenn sie herausfinden, was ihnen gut tut.
Und das werde ich jetzt tun. Ich habe fix vor mein Kind dabei zu unterstützen, ihm zu zeigen und vorzuleben, dass dies ein Teil unseres Lebens ist. Dass er da etwas lernen kann, dass ich ihm in dieser Form nicht beibringen kann, und dass neue Dinge lernen jede Menge Spaß machen kann.

Und meine inneren pädagogischen Dämonen muss ich schön selber anschauen, denn für mein Kind ist es nicht dienlich, wenn ich meine Systemkritik an ihm weiterführe. Ich bin auch ehrlich sehr dankbar für diesen Krippenplatz, wir haben da eine total feine Gruppe mit einem richtig guten Betreuungsschlüssel gefunden, und alle Pädagoginnen wirken nett, und sehr am Kind und seinen Entwicklungsstadien orientiert. Ich wäre nicht überrascht, wenn mein Sohn nach einer Woche schon an der Tür tschüss sagt, weil er mehr als bereit ist, sich auf diese „Krippensache“ einzulassen. Naja und dann, dann muss ich mal schauen, dass ich wieder mal auf mich konzentrieren darf. Das alleine ist schon einen eigenen Beitrag wert, denn all zu irritierend fand ich das Gefühl, dass ich nach fast zwei Jahren nun plötzlich mehrere Stunden ohne schlechtes Gewissen für meine Angelegenheiten aufwenden kann.

Und so ist die Krippe für uns beide riesig aufregend und ein neuer Lebensabschnitt im Mama-Kind-Leben.

 

 

© katharina gindra-vady, september 2016

 

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Karenz, und was kommt dann …

on 19. August 2016

Die nahende Krippeneingewöhnung meines Sohnes ist mit vielen Gefühlen verbunden , die seine neue Selbstständigkeit betreffen. Aber auch für mich wird sich da wieder viel tun. Nach zwei Jahren Mamapause darf ich mich wieder in die Arbeit stürzen. Und da taucht für mich die Frage aller Fragen auf. Zurück ins Alte, oder den Schritt in was Neues wagen. Und ist das Neue etwas Vertrautes, oder hat mich meine Zeit als Mama so verändert, dass auch meine berufliche Perspektive sich geändert hat?

Ich denke da an L., sie ist in ihren alten Job zurückgegangen, merkt aber, dass sie trotz geringerem Stundenausmaßes mit dem was sie bisher gemacht hat, nicht glücklich ist. Klar, den Job macht sie weiter, als Alleinerzieherin hat sie nicht die Wahl, aber in ihrem Kopf reifen Pläne sich umzuorientieren. Wenns Kind dann mal größer ist.

Ich habe noch eine Bildungskarenz bis Dezember, aber spätestens dann muss ich mich entscheiden. Kürzlich habe ich meine berufliche Laufbahn mal Revue passieren lassen. Und das Resüme hat mich nachdenklich gestimmt. Von 20 Arbeitsjahren war ich etwa 15 nicht wirklich glücklich in meinem Job. Ich habe gearbeitet, weil man das so macht, weil man damit Geld verdient, aber nicht umsonst habe ich immer wieder mal Dienstgeber gewechselt, immer in der Hoffnung das es dann anders ist. Diese 15 Jahre waren hauptsächlich Administrationjobs in Büros. Nett, überschaubar, von neun bis fünf, sogar mal mit Bonuszahlungen. Aber all das konnte mich nicht trösten. Ich saß da an meinen Schreibtischen, tippelte Zeug in den Computer und spürte die zischende Schlange, die mir immer wieder zuwisperte, „ist das was du willst?“.

Mittlerweile weiß ich, dass wir in unserer beruflichen Laufbahn nicht nur mehr einen Weg gehen. Einen Dienstgeber für zwanzig Jahre zu haben ist selten, es ist okay geworden, sich das beste aus den Jobs zu holen und dann zu wechseln. All diese Jobs prägen uns dann in unserem weiteren Weg. Und geben jedem ein ganz eigenes Puzzle an Qualifikationen mit.

Und dann ist da noch das Muttersein. Ich spüre es hat mir auch eine ganz eigene Kraft gegeben.  Vielleicht hat mich die sogar mein Kind gelehrt. Jeder Tag ist eine neue Möglichkeit zu lachen, zu weinen, etwas neues in der Welt zu erobern, für Kinder gibt es keine Kompromisse (was so manchmal deren Eltern an die Grenze bringt). Ich werde natürlich arbeiten, aber ich werde das tun was ich gerne mache. Was hilft mir der bestbezahlteste Job wenn ich in eine Krise schlittere. Arbeit soll doch auch Freude machen. Soll uns anspornen das Beste zu geben.

Und so ist der Krippenstart nicht nur für meinen kleinen Prinz etwas Neues, etwas das er noch nicht kennt. Wir werden uns beide erst orientieren müssen, herausfinden was uns gut tut, und was nicht, und im besten Fall werden wir dann jede Menge Spaß haben, da wo wir sind.

 

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