Die C-Virus Krise hat mit uns allen was gemacht. Wir Erwachsene haben schon vielerlei Prozesse damit erlebt, sei es die Angst vor Verlust, vor dem Tod, die Angst die Kontrolle, oder Existenz zu verlieren. Das Gefühl von Kontrolle, von Unfreiheit der persönlichen Entscheidungen. Und jeder Erwachsene hat auf seine eigene Art reagiert. Aber es ist doch so. Nicht wir Erwachsenen leiden unter dieser Krise, sondern unsere Kinder. In einem der letzten Beiträge „Wie fühlt sich dein Kind“ habe ich darüber geschrieben wie es unseren Kindern in den Schulen geht. Emotional, aber auch physisch. Dieser Beitrag soll dir helfen Mechanismen mit und für dein Kind zu entwickeln um die Seele wieder zu stärken und die ausgelösten Urängste zu mindern.
Mama was passiert?
Ich würde dir gerne schildern was unsere Kinder seit Beginn der Krise erlebt haben. Als der Virus nach Europa schwappte, waren einige Erwachsene noch in der Haltung „naja Schweinegrippe und so“ und nahmen es nicht wirklich ernst. Als die ersten Schreckensbilder aus Italien kamen (die Macht der Medien, dazu auch Beiträge im Blog), machten sofort unsere Muster dicht. Angst und Kontrollverlust übernahmen das Ruder und wir begannen Infektionszahlen zu vergleichen und angsterfüllt täglich Nachrichten zu hören und zu sehen.
Und an dem Punkt stiegen unsere Kinder ein. Sie sahen die Bilder, sie hörten die kurzen Nachrichten, wenn sie mit uns im Auto, oder beim Essen saßen. Sie merkten wie wir uns verspannten jedesmal wenn wir die hörten, und sie spürten die Verbote. Du darfst nicht deine Freunde sehen. Du darfst nicht deine Großeltern,Verwandten sehen. Du musst dich jetzt alleine beschäftigen, weil Mama /Papa von zuhause arbeitet. Viele Kinder mussten sich aus der Not mit elektronischen Medien beschäftigen, Videogames, Filme, Serien. Eine Flucht aus der Realität. Während die Eltern versuchten eine Normalität zu wahren die längst gestorben war. Und ich möchte ehrlich sein, wenn mir jetzt einer sagt, ja man solle sich ja nicht beschweren, es war ja so eine schöne Zeit, dieser Person möchte ich gratulieren. Denn das Privileg mit den Eltern exklusive Zeit zu verbringen, einen Riesengarten mit Blick auf den Acker, oder ein Riesenhaus mit allen Spielmöglichkeiten die es gibt, dieses Privileg ist auch in unserem reichen Land immer noch eine Ausnahme, und nicht die Regel.
Morphogenetisches Feld
Im morphogenetischen Feld unserer Familie wurden alle Ängste und Verluste getriggert, die wir über die Jahre versucht haben zu verdrängen. In unserem Fall war es beispielsweise Verlust. Der leibliche Opa (Vaterseite), und die leibliche Oma (Mutterseite) meines Kindes sind schon lange vor Covid verstorben. Trotzdem wurde die Angst vor Verlust massiv angestachelt. Und so haben wir seit der Krise mit diesem Thema zu kämpfen. Was wenn Mama, oder Papa stirbt? Für ein fünfjähriges Kind ein unvorstellbares Gefühl, und eines wo man als Elternteil sehr achtsam und wertschätzend sein muss. Im übrigen auch ein typischer Entwicklungsschritt für das Alter, nur durch die Krise natürlich noch verstärkt.
Die Ängste
Was habe ich bei den Kindern im beruflichen und privaten Umfeld beobachtet?
Soziale Isolation.
Sie haben Angst miteinander zu spielen. Sie haben verlernt aufeinander zuzugehen, trauen sich nicht in die Nähe anderer Kinder. Spielen nur mehr alleine, isoliert von den anderen.
Gewalt.
Manche Kinder wurden in der Krise vernachlässigt, oder haben gar Gewalt erlebt. Ich rede von allen Arten der Gewalt. Seelisch wie körperlich. Sie waren dieser hilflos ausgeliefert, denn die Folgen der Gewalt waren nicht sichtbar. Durch die Schule gab es eine Instanz der Kontrolle. Durch das homeschooling war es sozusagen egal ob man es sieht oder nicht. (Dazu möchte ich anmerken, Anzeigen bei der Polizei kommen ausschließlich von misshandelten Partner*innen, noch nie habe ich von einem Kind gehört dass seine Eltern angezeigt hat.) Für diese Kinder war die Isolation absolute Folter, und die Konsequenzen daraus werden wir erst spüren durch spätere soziale Anpassungsstörungen.
Todes/Verlustangst.
Indem unsere Kinder ständig Nachrichten oder unsere Gespräche gehört haben, haben sie bemerkt da gibt es ein Virus da sterben Menschen. Lass mich eine Frage stellen. Würdest du deinem Kind die Statistik der täglich an HIV sterbenden Menschen anhören lassen? Nein. Denn es wäre irritiert, und verstört, weil der Tod ein sehr sensibles Thema ist. Warum hast du es also die C-Virus nachrichten hören lassen?
Keimphobien.
Du wirst lachen. Aber Keime sind wichtig für unser Immunsystem. Das „Dreck essen“ in meiner Kindheit in der Sandkiste hat mich zu einer sehr gesunden Person werden lassen (meine Problematik mit der Schilddrüse steht auf einem anderen Blatt).
In einer klinisch sauberen Umgebung aufzuwachsen ist sogar von Nachteil, weil das Immunsystem dann nicht lernen kann auf die Keime und Bakterien der Umgebung zu reagieren. Die Folge? Der Mensch wird häufiger krank weil jeder Keim ihm schadet.
Freundschaften
Die Isolation hat Freundschaften zerbrochen. Denn wir Eltern waren offenbar nicht dazu in der Lage zu verstehen, dass ein Kind seine Freunde braucht. Für die soziale Entwicklung, das geistige Wachstum, ja sogar für Feinmotorik, und Grobmotorik. Das gemeinsame Spiel, Peers sind essentiell. Und unsere Isolation der Vergangenheit macht unsere Kinder einsam. Spieldates waren unmöglich, und sind immer noch kompliziert. Beste Freunde wurden voneinander meilenweit entfernt. Klar, in der Isolation wurde jede/r unterschiedlich gefördert, und so sind die Entwicklungsschritte enorm. Es müssen neue Verbindungen geknüpft werden.
Wie du hilfst.
Ich gehe davon aus, dass du nichts von den oben geschilderten Dingen für dein Kind willst. Und daher ein paar Erinnerungen, was unseren Kindern nun hilft wieder Normalität zu erlangen.
MEDIENSTOPP
Bitte lass dein Kind keine Nachrichten mehr sehen, hören, und lesen. Es muss nicht informiert werden. Es muss nicht hören wieviel Menschen wo sterben, denn schon einer ist für die kindliche Seele einer Zuviel. Ein Kind unterscheidet nicht zwischen einem oder hundert Toten. Die Angst wird getriggert in dem Moment wo Tod ein Thema ist. Vermeide auch vor deinem Kind Gespräche über das Virus zu führen, außer es fragt, oder es in Impfdiskussionen oder ähnliches miteinzubeziehen.
ALS ELTERNTEIL IST ES DEINE AUFGABE DEIN KIND ZU SCHÜTZEN!!!
Und sei es vor einer Welt die zurzeit komplett destabilisiert ist (und dass sie es ist zeigen die Unruhen, und auch die Spaltung der Gesellschaft).
Es schadet weder deinem Kind noch dir Medien sowie social media wie Instagram, fb oder tiktok zu reduzieren. Es ist unfassbar wieviel Hass und Wut in diesen Medien geschürt wird, und diese Energie verändert euer Leben ins Negative. Schütze dich und deine Familie vor Medien.
NÄHE und GEBORGENHEIT
Klar, ihr seid jetzt ziemlich aufeinander gepickt, während des lockdown. Aber vielleicht war das auch alles zu dicht. Aber jetzt könnt ihr gemeinsam frei sein. Macht etwas als Familie, seid ein Team, egal ob du alleinerziehend bist, oder mit Partner*in. Durch gemeinsame Erlebnisse die Nähe erzeugen, schafft ihr wieder positive Bilder.
Und die brauchen unsere Kinder jetzt, mehr denn je.
FAMILIENBETT
Es kann sein dass dein Kind jetzt wieder ins Familienbett zurückkrabbelt. Lass es sich die Sicherheit holen solange es die braucht, wenn es bereit ist, wird es wieder ins eigene Bett/Zimmer zurück gehen. Es gibt Urinstinkte in uns die Schutz geben, und das Familienbett ist irgendwie eine Weiterführung der sicheren Höhle wo der Säbelzahntiger erst mal die Eltern fressen muss ;). Aber ganz im Ernst. Im Familienbett ist das Gefühl des beschützt seins einfach größer. Auch wenn du als Elternteil meistens einen Fuss im Gesicht hast. Dein Kind schläft da sicherer.
GESPRÄCH
Man kann schon mit fünfjährigen ganz wundervolle Gespräche übers Leben führen. Manchmal sind die schon schlauer als wir Alten. Fakt ist, dein Kind hat Fragen nach dieser Zeit. Es ist verunsichert und diese Welt prasselt täglich mit neuen Anforderungen auf es ein. Versuch euch eine Möglichkeit zu schaffen um Gespräche zu ermöglichen. Mein Kind bspw redet viel wenn wir spazieren. Andere brauchen dafür eine Kuscheleinheit. Du bist der Profi. Lass dein Kind reden wenn es möchte. Fordere es nicht, aber sei bereit wenn es eine Antwort sucht. Und bleibe in deinen Antworten wertfrei und vor allem ANGSTFREI.
GLAUBE
Ich weiß da draussen gibt es viele Menschen die mit der Kirche nichts am Hut haben. Das versteh ich. Aber lass einfach einmal folgenden Gedanken zu. Du glaubst an dein Kind. Du glaubst an die Liebe zu deinem Kind, und dass du für dein Kind ein Auto anheben würdest. Das ist Glaube. Das ist Liebe, und diese Liebe nutze für das Vertrauen in die Menschheit, dass ihr nun wieder aufbauen müsst. Glaube ist eine grundlegende Sache im menschlichen Sein, und würdest du an nichts glauben, was wäre dann da? Nur Zellen und Materielles? Und selbst dann, dann glaubst du daran dass du Zellen bist, und dass dir Geld immer Sicherheit geben würde.
Da du diesen Beitrag aber bis hier gelesen hast, gehe ich davon aus dass du auch noch an etwas anderes glaubst. Und diese Hoffnung, diesen Glauben brauchen wir alle, deine Familie, dein Kind und die Welt, damit alles wieder ins Gleichgewicht kommt.
Das Beste kommt zum Schluss
Es ist doch so. Wir wollen eine Welt in Frieden für unsere Kinder. Eine Welt in der sie so lachen können und so frei sein wie wir es waren. Wir tun alles für sie, arbeiten uns krumm um fette Weihnachtsgeschenke oder das gewünschte Haus bezahlen zu können. Aber das was unsere Kinder brauchen ist wertvoller als alles Geld der Welt. Sie brauchen unsere Liebe, und unser Verständnis. Unsere Zeit und Aufmerksamkeit. Sie brauchen Eltern die lachen können. Sei einer dieser Eltern. Das Geschenk das du deinem Kind damit gibst ist unbezahlbar.
Die Welt – und unsere Kinder – braucht nicht mehr erfolgreiche Menschen, oder Familien. Nicht mehr Wertpapier, Eigenheime, teure Autos, oder Spielhäuser im Garten.
Die Welt und unsere Kinder, sie brauchen mehr Friedensstifter, Heiler, Geschichtenerzähler, Brückenbauer und Liebende auf allen Ebenen. Sei deinen Kindern das Licht, das sie brauchen in einer Zeit wo die Dunkelheit gierig nach ihren Seelen greift.
Sei die Fackel die sie brauchen, und ihre Gegenwart und Zukunft ist lichtvoll und friedensvoll. So wie sich das ein liebender Elternteil für sein Kind wünscht.