Wie ich lerne zu genügen ….

on 8. Mai 2019

Vom Mädchen zur Frau, von der Frau zur Mutter, von der Mutter zur Oma, und irgendwann dann Asche, oder Dünger, je nachdem. So einfach ist ein Leben. Aber, dann doch nicht, wenn ich mir so anhöre was ich in meinem aktuellen Genderseminar Inhalt ist. Was ich von Gendern halte ….

Ich bin ja jetzt in der glücklichen Lage eine befristete Arbeit(leider nur bis Mai) in einer Kulturredaktion für print und online in Graz ergattert zu haben. Da diese Stelle eine geförderte ist, mit Wiedereinstiegsbonus, und der Hoffnung dass ich dann gleich topmotiviert eine neue Arbeit finde, darf ich sogar zu einer Weiterbildung.

Gendermainstreaming

Essentiell für mögliche Tätigkeiten in Beratung, Training ist heutzutage eine Gender mainstreaming ausbildung. Vor allem wenn man im AMS Kontext arbeiten möchte. Da ich ja alles mögliche tue, um dem Arbeitsmarkt als verfügbare Arbeitskraft bereit zu stehen bin ich natürlich gerne bereit diese Ausbildung zu machen. Nach einem Tag bin ich fasziniert wie deprimiert gleichermaßen. Nachdem wir in gemeinsamen Diskussionen und mit entsprechenden Informationen mal die wirtschaftliche und biographische Lage von Frauen in meinem Land durchgearbeitet haben, bin ich einfach nur fix und foxi. Wozu all der Kram, wozu die Qualifikationen, die Versuche gleich zu sein, wenn ich im Endeffekt eh nur ein Spielball von Politik und Wirtschaft bin. Ich bin mir sicher, dass andere Leute nicht solche Krisen kriegen, aber mir hats heute echt die Breitseite gegeben.

Ein Beispiel dass mir heute im Hirn geblieben ist, von den BürgermeisterInnen in Österreich sind nur 146 Frauen, es gibt mehr mit dem Vornamen Josef, nämlich 148, als weibliche Führungskräfte in den Gemeinden.

Frau sein – Frau bleiben können?

Ich bin gerne Frau. Ich bin dankbar Frau zu sein, würde mein Geschlecht auch nicht hergeben wollen (ja ich definiere mich über mein Frausein, aber das ist meiner Meinung nach auch in Genderzeiten kein Verbrechen), ich bin dankbar dass ich mittlerweile mein Kind großziehen darf ohne einen Ehemann haben zu müssen. (Vor sechzig Jahren hätten sie mir mein wundervolles Kind weggenommen weil ich alleinstehend war) Ich habe denselben Zugang zum Arbeitsmarkt, habe dieselben Bildungschancen und bin ans gleiche Sozialsystem angeschlossen. Und trotzdem bin ich nicht spürbar vertreten, in Politik, Wirtschaft und Bildung. Schlüsselpositionen haben hauptsächlich Männer. Klar, die können ja auch 12 Stunden arbeiten, kümmert sich ja auch die Ehefrau ums Vorzeigekind.

Mir fällt da der Spruch ein „mit voller Windel ist leicht stinken“. Jedesmal wenn mir einer der Politiker einfällt, die unser Land demoralisieren, Angst verbreiten und Gier. Jedesmal wenn ich wieder von einem weiteren Geschäftsführer einer großen Firma höre, der großartig von Fortschritt spricht, aber keine Frauen im gebärfähigen Alter einstellt. Könnten ja noch ein Kind bekommen, wie eine Krankheit klingt das, dabei sind diese Kinder ihre Zukunft.

Manchmal macht es dann keinen Spaß

Und dann will ich gern erzählen. Erzählen von den unsagbar vielen Bewerbungsgesprächen wo mir die Frage nach meinem Kinderwunsch, nach der Kinderbetreuung und verdeckt nach meinem Beziehungsstand gestellt wurde. Klar weiß ich dass die das nicht dürfen, aber kein Mensch hält sich daran. Will erzählen, von den Traditionen die wir so bereitwillig pflegen, von Frauen die sich um ihr Kind kümmern damit der Mann freigespielt ist. Von Männern die ihre Kinder nicht sehen können, und darunter leiden, weil sie ja für Haus und Familie arbeiten. Von Kindern die die Arbeit ihrer Mutter degradieren, und den Vater heroisieren, weil Mama ja „eh nur ein bisschen dazuverdient“.

Ich bin diese alten blöden Strukturen so satt. Ich will um nichts in der Welt mich in meiner Rolle als Frau eintauschen. Aber ich will dass wir aufhören uns das Leben schwer zu machen. Und damit spreche ich Männer und Frauen an. Denn nichts ist grauslicher als eine Frau die versucht wie ein Mann zu kämpfen, und nichts ist unwürdiger als ein Mann der vor der Konkurrenz einer Frau Angst hat.

Erfolg ist keine Frage von Geschlecht, Erfolg ist eine Frage von Aktivität, Kompetenz und manchmal auch Glück. Aber sicher keine Frage von Mann, Frau oder anderem Geschlecht.

„Manchmal muss man aus der Rolle fallen, um aus der Falle zu rollen“ (V. Satir)

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