Wir sind von der Kinderkrippe in den Kindergarten umgestiegen. Und weil unser Umstieg mit sehr vielen Emotionen und einem zweiten Kindergartenwechsel beladen war brauchte es nun mehr als vier Monate um diesbezüglich zur Ruhe zu kommen. Das und warum ein Kindergartenumstieg gut sein kann, lest es im Beitrag nach.
Im September letzten Jahres waren wir aufgeregt, freudig erwarteten wir den Wechsel zu den „Großen“. Mein bereits durch Kinderkrippe erprobtes Kind durfte in den Kindergarten. Ich hatte mir das gut überlegt, einige Kindergärten im Ort angesehen und mich dann für den entschieden der mir vom Platz und vom Konzept passend erschien. Schüchtern beim Schnuppertag war Bambam überall, daher konnte ich nur nach einem spontanen Gefühl, und nach dem Abwägen der pädagogischen Angebote gehen.
Der Kindergarten für den ich mich entschieden hatte, bestoch mit einem vielfältigen pädagogischen Angebot, einem Waldtag, viel Raum für die Kinder, großer Garten. Klar, die Gruppengröße war groß, aber ich dachte das wäre kein Thema, da es eine dritte pädagogische Kraft gab die zusätzlich bereitgestellt wurde.
Vielleicht ist an dem Punkt auch diese persönlichen Fakten über mich zu kennen. Ich bin Pädagogin, Kinderyogatrainerin und hochsensibel. Mein Kind ist ein absolutes Überraschungswunschkind, und umso mehr ein Wunder da mit Ärzte mit Mitte dreißig prognostizierten eine Schwangerschaft wäre schwer mit meinen Schilddrüsenwerten. In meinem Leben hat mein Kind immer Priorität, und ich wäge Entscheidungen zugunsten meines Kindes sehr sorgfältig ab.
So auch diese. Der Kindergarten erschien mir richtig. Wie man sich nun denken kann, wäre er richtig gewesen, würde man nicht soviel Möglichkeitsform lesen. Um es kurz zu fassen, und die Privatsphäre aller beteiligten Institutionen und Personen zu schützen, Bambam hatte Problem in der großen Gruppe anzukommen, das herzliche Gefühl, dass in der Krippe immer vorherrschend da war, gab es dort nicht. Es gab Probleme mit anderen Kindern und wurde kaum besprochen noch gehandelt. Mit zunehmender Zeit weigerte er sich in den Kindergarten zu gehen, fing an chronische Schmerzen zu entwickeln, hauptsächlich Bauchweh. Auch ein vier Jahre altes Kind weiß schon, dass die Mama das nicht überprüfen kann, dass es aber sehr wohl als Grund gilt zuhause zu bleiben. Er weinte morgens eine halbe Stunde er wolle nicht in den „person x“ kindergarten, weil er vor einem Kind solche Angst hatte. Obgleich ich mit der zuständigen Pädagogin gesprochen hatte, veränderte sich nichts. Ganz im Gegenteil, ich hatte das Gefühl wir kamen in der Ecke „hysterische Helikoptermama, und verwöhntes Bürschchen der mal ein bissl was aushalten muss“ an, und da gabs kein rauskommen mehr. (zum Unterschied Helikoptermama vs Glucke muss ich getrennt nochmal eingehen, weil das absolut nicht dasselbe ist)
Also fällte ich nach einem sehr unruhigen November die endgültige Entscheidung einen anderen Kindergarten, im benachbarten Dorf, zu wählen. Natürlich erschwerte mir das vor allem das Abholen und Hinbringen, aber ich konnte und wollte nicht mehr etwas durchquälen, dass meinem Kind sichtbar und spürbar nicht gut tat. Und wer glaubt, das geht ohne Kritik, der täuscht sich. Natürlich hagelte es auch Kritik, mir nahestehende Menschen verstanden meine Entscheidung nicht, und nahmen wohl an ich übertreibe, würde unüberlegt handeln. In einer Zeit in der man sowieso verwundbar und verunsichert ist, trifft die vorherrschende Meinung, man müsse einfach nur durchbeißen, doppelt hart.
Und daher, hier mein Rat aus dieser Erfahrung. Ja durchbeißen macht Sinn, WENN das Kind positive Assoziationen bildet, Vertrauenspersonen findet, Freundschaften schließt. Wenn das Kind aber über drei Monate kämpft, chronische Schmerzen entwickelt, weint, ängstlich auch aggressiv wird, dann hat es einen Grund, und dann muss man schnell handeln. Klar, irgendwann gibt das Kind auf, und lernt auch um ungeliebten System zu bestehen. Aber was dann passiert ist, dass es auch anfängt auszuteilen. Zu schlagen, treten, beißen, schreien, und so weiter. Und dann haben wir das, was mir eine Pädagogin mir so schön in der Zeit sagte „Besser er lernt jetzt dass er nicht das Opfer ist.“ Gut gemeinter Rat, aber vollkommen an dem vorbei, was pädagogische Institutionen leisten müssen. Nämlich unsere Kinder zu unterstützen, ihnen Werte vermitteln des Miteinander, der Gemeinschaft, der Wertschätzung. Wenn ich will, dass mein Kind sich behauptet, stell ich es eine Stunde in der Kinderbetreuung von IKEA ab, und schau wie er auskommt.
Im Jänner diesen Jahres gab es dann einen Wechsel. In einen Kindergarten der montessorigestützt arbeitet, der klein ist, der als Verein geführt wird, daher noch extra kostet, aber das zahl ich aus tiefstem Herzen. Denn die seelische Gesundheit meines Kindes kennt keinen Preis. Seitdem er dort ist hat sich sein aggressives Verhalten massiv reduziert, er spielt wieder mit Freude, er hat neue Freunde gefunden, und er ist um ein vielfaches ausgeglichener.
Der Wechsel war die beste Entscheidung die ich jemals für meinen Kleinen treffen konnte, und ich bin gottfroh dass ich auf niemand gehört habe, der mir ausreden wollte das Beste für mein Kind zu wollen.
Nämlich einen Ort der Wertschätzung, des Miteinanders, des Wachstums. Einen Kindergarten der so viel mehr lehrt als im Kriterienkatalog steht. Ein Platz der ihn geborgen wachsen lässt, so wie er es auch in seiner Familie hat. Denn sie sind unsere Zukunft, nicht meine Firma, mein Job, mein Haus, mein Auto. All das kann mit einem Wimpernschlag weg sein. Aber wenn mein Kind lernt in einer Gemeinschaft wertschätzend aufzubauen und zu lernen, dann wird es sich immer auf diese Werte berufen und der Baustein einer Gesellschaft sein die aufeinander schaut.
Klingt doch gut, oder? Mehr gemeinsam anstatt einsam!!!