Was hilft der schnöde Mammon, wo die Liebe flieht.

on 1. Juli 2018

Wenn klein sind schreiben wir ihnen Liebesbriefe im Mutter Kind Kurs. Wie sehr sie unsere Wunder sind, wie toll sie sind und wie geliebt sie sind. Damit wir es nicht vergessen. Und dann, kommt die nackte Wahrheit. Trotzphase, Kapitalismus, Alltagssorgen. Wir wollen arbeiten, damit es unserem Kind „besser geht“

Aber geht es unserem Kind besser, wenn es das neueste Spielzeug, Urlaub, Telefon hat, oder geht es ihm gut, wenn wir Zeit, Aufmerksamkeit, Liebe schenken? Wie warm hält ein fancy Telefon? Wie viel Resonanz bekommt man, wenn man ein Spiel alleine spielt? Irgendwann ist es ausgespielt. Und dann? Das nächste, das teurere, das beliebtere. Teure Markenkleidung soll zeigen, wie geliebt sie sind, man „macht es ja für das Kind“.

Und trotzdem, der schale Beigeschmack, seinem Kind nicht die Zeit zu widmen, die es verdient, wenn man voll arbeitet. Denn egal wie gut die Betreuung ist, sie ist Fremd-Betreuung. Es ist nicht sein Zuhause, sein Rückzugsort. Pädagogische Arbeit ist Arbeit, für die PädagogInnen wie für die Kinder. Es ist anstrengend in einer Gruppe von 10 bis 25 Kindern (Unterschiede Kinderkrippe/kindergarten) zu sein, die sozialen Prozesse jeden Tag auszuhalten, die da so ablaufen. Und bei den Stunden die die Kinder in der Betreuung sind, ist nicht zu vergessen, wir haben bis zu einer Stunde Arbeitsweg. Das bedeutet für unsere Kinder zehn Stunden mehr pro Woche, die sie diese, unsere, Arbeit aushalten .

Ich bin keine „anti-emanze“ gegen arbeitende Mütter, aber ich bin im Zweifelfall mal fürs Kind, und auch für hochwertige pädagogische Arbeit. Gerade da sehe ich einen ungesunden Trend in unserer Gesellschaft. Wir glauben wir machen diesen „Arbeitszirkus“ für unsere Kinder, aber das Ausmaß in dem wir das tun, das ist bestimmt nicht für sie.

Ich möchte gerne arbeiten, aber um meinem Kind eine gute und verfügbare Mutter zu sein, möchte ich es, solange er noch nicht im Schulalter ist, bei 20 bis 25 stunden bleiben, da er mich braucht. Und dieser Wunsch ist der tatsächliche Luxus. Denn von mir wird verlangt, ich solle doch nicht so zimperlich sein. Jeden Job annehmen, und mein Kind einfach in die Krippe/Kindergarten stecken. Dafür gibt es die ja. Und die spielen ja eh nur den ganzen Tag. Sagt man. Bzw sagen Politiker auf Wahlkampftour. Marktschreierei ist das für mich.

Kinderbetreuung ist Arbeit für die Kleinen und wichtig. Aber nicht um mein Kind zu lieben, zu erziehen und großzuziehen. Sondern um ergänzend zu begleiten , zu fördern und zu bilden. und das geht eben nicht den ganzen Tag.

Ich schaue meinen Sohn an und entschuldige mich innerlich dafür, dass ich ihm nicht den Luxus einer gehobenen Mittelschicht bieten kann. Und im selben Moment weiß ich, dass ich das Beste für ihn tue, was ich kann. Ich kann ihm die Liebe weitergeben, die ich ihm als Baby versprochen hab, ich kann die Momente im Alltag geben, wo wir gemeinsam lachen und lernen, ich kann durch ein ,mehr oder weniger funktionierendes, Sozialsystem eine Wohnung und die Grundversorgung anbieten, die uns ein gutes Leben ermöglichen. Und dann will ich mich gar nicht mehr entschuldigen.

Ich will mich bedanken bei all den sozialen Kräften (der Vergangenheit), die in Österreich dazu beigetragen haben, dass ich den Luxus genieße für mein Kind da sein zu dürfen. Denn unsere Kinder sind unsere Zukunft. Nur Menschen die sich sicher, geliebt und genährt fühlen, können zu Mitgliedern der Gesellschaft heranwachsen, die bildet und aufbaut statt zerstört, vereint statt trennt, und liebt statt hasst.

Und dann geh ich weiter auf Suche, nach dem Dienstgeber Österreichs der meine Kompetenz genauso wie meine Elternrolle zu schätzen weiß. und schaue derweil meinem Kind beim wachsen zu.

 

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