Heute ist „Halloween“, morgen der 1.11. und somit Allerheiligen. Wie kann ich diese Feste in meinen Familienalltag integrieren, und woher kommen sie überhaupt?
Es gibt Feiertage, und Spasstage. Fasching ist ein Spasstag. Halloween wurde auch zum Spasstag gemacht. Ich konnte aber diesem „Spaß“ nie besonders gut verstehen, zu speziell ist für mich die Zeit um den ersten November. Aber ich habe ein kleines Kind, das wird irgendwann nicht um dieses „Halloween feiern“ rumkommen. Ich merke das gerade, weil ich geringfügig in einer Schule jobbe, und tatsächlich wird in der Nachmittagsbetreuung ein „Gruselfest“ gefeiert. Darum versuche ich zu verstehen, woher dieses Brauchtum kommt, damit ich irgendwann auch im Familienkreis gut damit umgehen kann.
Wo haben diese Feste ihren Ursprung?
Halloween hat seinen Ursprung in der alten irischen Geschichte, es ging um „Samhain“, das Ende des Sommers. Die Kelten feierten dieses Fest um die abgeernteten Früchte des Herbstes zu feiern, aber auch um sich für die dunkle Zeit des Jahres zu wappnen, und die bösen Geister mit ihren eigenen Gruselmasken zu vertreiben. Ein bisschen erinnert mich das übrigens an den Krampus, der ja auch die zusätzliche Funktion hat, die „Mächte der Finsternis“ abzuhalten und auszutreiben.
Allerheiligen ist im Gegenzug ein sehr christliches Fest, wo es hauptsächlich darum geht, der Verstorbenen in Liebe und Respekt zu gedenken. Die Kirche bestreitet einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Festen. Allerdings kommt man nicht umhin eine Verbindung zu bemerken. Es geht um den dünnen Vorhang zwischen Leben und Tod. Um den Umgang damit, Angst die man versucht zu vertreiben, Liebe die man sendet, Dankbarkeit die man fühlt. Eines kann man nicht leugnen, bei beiden Festen schauen wir der „Anderswelt“ in die Augen.
Wie kann ich Halloween kinderfreundlich machen?
Die Fantasiewelt unserer Kleinen ist enorm. Sie schlafen und schrecken mitten in der Nacht auf, weil sie ein Monster unter dem Bett vermuten. Sie putzen beim Zähneputzen ihre Monster weg, und sie schrecken sich, wenn es laut ist. Ich spare Halloween aus. Ich finde es nicht notwendig da mein Kind sowieso genug zu verarbeiten hat. Wenn man aber ein interessiertes Kind hat, kann man durchaus mit Bastelarbeiten, wie geschnitzten Kürbissen und gebastelten Masken Halloween gedenken. Jeder muss für sich selber entscheiden ob das eigene Kind dazu in der Lage ist, Gruselgesichter auszuhalten, oder Fantasiegeschichten von Monstern und Untoten. Ich halte mich an geschnitzte Kürbisse, und sonstige Herbstbräuche.
Und Allerheiligen, da geht’s doch auch um die Toten?
Vielleicht ist der größte Unterschied zwischen den Festen die Aufregung und die Stille. Wenn wir auf den Friedhof gehen, oder einfach nur zuhause eine Kerze für Oma anzünden, dann machen wir es in Stille. Wenn wir gemeinsam zuhause Striezel essen, und Familienzeit haben, dann ist es ruhig, besinnlich. Klar, es geht immer noch um die Menschen die gestorben sind, die wir vermissen, die einen Platz in unserem Herzen haben, aber wir haben keine Angst vor ihnen. Wir senden ihnen unsere Liebe. Auch wenn es für viele von uns schwer ist, zum Leben gehört auch der Tod. Und es ist nicht möglich unseren Kindern diese Information vorzuenthalten. Mein Sohn weiß, dass im Himmel noch eine Oma und ein Opa ist. Und jenseits von diversen Glaubensvorschriften durch diverse Kirchen, Fakt ist, die Menschen die nicht mehr in unserem Leben sind, leben immer in unserem Herzen. Es wäre nicht richtig, sie zu leugnen oder wegzuschieben. Darum hat für mich Allerheiligen eine tiefere spirituelle Bedeutung.
Feste sind wichtig, deren Bedeutung zu wissen auch.
Auch wenn ich kein Liebhaber von Halloween werde, ich kann es akzeptieren. Wenn mein Sohn irgendwann darauf besteht, auf ein Gruselfest zu gehen, dann werden wir uns zuerst hinsetzen und besprechen woher dieses Fest kommt. Damit der weiß, warum es das gibt. Genauso machen wir es mit allen anderen Festen. Ob Nikolaus, Weihnachten, Ostern, alle Feste im Jahreskreis haben eine Bedeutung. Nur weil sie katholisch sind, sind sie nicht besser oder schlechter als ein keltischer Brauch. Wenn wir auf ein Mittsommerfest gehen, wird er genauso wissen, warum es das gibt, ebenso wie Pfingsten.
Ich werde heute Nachmittag in meiner Schule mit den Kindern „feiern“ und mit jedem Gruselgesicht die „bösen Geister“ vertreiben, die sich rumtreiben. Und morgen, morgen werden wir eine große Kerze anzünden. Ich werde meinem Sohn ein Fotoalbum zeigen, wo er Bilder von seiner Oma sieht. Ich werde ihm erklären, dass sie ihn immer von ihrem besonderen Ort aus beschützt. Und vielleicht werde ich traurig sein, weil ich sie vermisse. Aber das ist in Ordnung so, weil auch in der Traurigkeit nur die Liebe versteckt ist, die uns immer verbindet.