Wir leben in einer Zeit wo viel über Erziehung geschrieben wird. Wo in den Bücherkästen der Eltern vor der Geburt schon Ratgeber stehen, die uns den Umgang mit dem neuen Menschen auf dieser Erde beibringen sollen. Für uns ist es mittlerweile vollkommen klar, dass unsere Kinder von Anfang an Persönlichkeiten haben, und wir sie unterstützen bei dem was sie mitbringen, und wie sie es entwickeln. Oder ist uns das wirklich so klar?
Um zu erklären, welche Entwicklung hinter uns liegt, hole ich ein wenig aus. 1762 schrieb Rosseau, ein Schriftsteller, Philosoph und Pädagoge den Roman „Emile, oder über die Erziehung“ Für seine Zeit war dies ein revolutionäres Werk, da er als einer der Ersten, reformpädagogische Grundsätze veröffentlichte und zur Diskussion stellte. Denn bis zu dem Zeitpunkt war ein Kind einfach nur eine Arbeitskraft, Zierde, Bürde, und ein Klumpen Wachs den kompromisslos zu formen galt. Jede Entscheidungsfähigkeit und Persönlichkeit wurde dem Kind abgesprochen. Nun ist das schon eine Zeit her, und es gedauert, denn nun, fast 150 jahre später ist uns als Gesellschaft klar geworden, dass unsere Kinder nicht nur formbare Wesen sind, sondern durchaus auch schon ihre Besonderheiten mit auf die Welt nehmen.
Wieder ein Jahrhundert später schrieb eine Reformpädagogin, Maria Montessori, dem Kind die Eigenheit zu zwar formbar wie Wachs zu sein, aber im selben Zuge stellte sie fest, dass diese Formbarkeit nur im Rahmen der Persönlichkeit des Kindes stattfinden könne, und durch den Erwachsenen ein sorgsamer Umgang im Versuch das Kind zu gestalten notwendig ist, um das Wesen des Kindes nicht zu zerstören.
Und trotz all der Theorie die schon hinter uns liegt, jeder hat seinen eigenen Zugang zu dem Thema. Auch ich habe dazu einen sehr persönlichen Post geschrieben [ http://www.gindragarden.com/birdiesworld/2017/04/05/so-wie-du-bist-so-bist-du-gedacht/ ]
Und was behauptet die Wissenschaft? Genetiker beaupten wir bestünden aus einer 50:50 Mischung von Veranlagung und Umwelteinfluss. Das bedeutet für uns also, wir erziehen unsere Kinder, setzen ihnen Grenzen, geben ihnen Rahmenbedingungen, aber zu 50% haben sie bereits von Anfang an ihren Charakter, ihr Wesen und gehen mit ihrer eigenen Art mit unserem Einfluss um. Die wichtigsten Faktoren für eine Persönlichkeit setzt sich aus folgenden fünf Merkmalen zusammen, und einiges davon wird maßgeblich von Genetik bestimmt:
- Intelligenz,
es geht hier darum ob unsere Kinder in der Lage dazu sind, Probleme zu lösen, über eine Auffassungsgabe verfügen, und ob deren Merkfähigkeit und Lerntempo angemessen sind. Als Eltern können wir die fördern, indem wir ihnen die Sicherheit geben selber ihr Potential zu entwickeln, und ihnen in einem dem Kind angemessenen Alltag auch Rituale wie bspw Vorlesen anbieten, und ihre Interessen fördern. Die Genetik bestimmt 50% dieses Faktors. - Charakter
Logischerweise ist der Charakter schon großteils angelegt, und über die genetischen Bedingungen bestimmt. Der Einfluss über das Elternhaus ist überschaubar. Natürlich sind die Eltern wichtig, aber auch nur ein Teil im sozialen Gefüge dass das Kind prägt. - Sozialkompetenz
In Studien wurde bewiesen, dass beispielsweise Freigiebigkeit oder Geiz angeboren sind. Aber natürlich lernt das Kind im sozialen Miteinander, an Vorbildern und im sozialen Umfeld auch gewissen Regeln, die es in der Gesellschaft anwendet. Aber offensichtlich kann man nicht unbedingt ein geiziges Kind in ein freigiebiges „umerziehen“ - Resilienz
Die seelische Widerstandskraft ist uns angeboren. Nach einer Niederlage wieder aufstehen und weitermachen? Das liegt nicht jedem im Blut. Aber wir können es üben, und unseren Kindern durch liebevolle Unterstützung beibringen dass man weitermachen kann, einfach aus Freude am Tun. Ein gutes soziales Netz kann den Faktor Resilienz stärken und so zu einer starken Persönlichkeit beitragen. - Talente
Sind im Erbgut angelegt. Wir kommen schon mit gewissen Gaben auf die Welt, und unsere Umwelt ermöglicht uns einfach, oder auch nicht, diese auszuüben. Als Eltern können wir ohne Stress zu machen die Talente unserer Kinder erkennen und sie unterstützen. Für die Eltern ist aber da eine Sache ganz bedeutend. Übertrage nicht deine Träume auf dein Kind. Es findet seinen eigenen Weg seine Gaben zu leben.
Also wir sehen, es ist nicht so abwegig in einem Baby von Anfang an gewisse Wesenszüge zu erkennen, und wir tun gut daran, dies als Tatsache anzuerkennen, und dann mit dem Charakter des Kindes von Anfang an zu kooperieren. Erziehung ja – verbiegen nein, bei all dem was wir Erziehung nennen, ist es für alle Beteiligten wichtig und richtig von Anfang an zu wissen, welche Persönlichkeit einem da gegenüber steht.