Monthly Archives

September 2016

„Sei doch nicht so sensibel“ und so manch andere „hilfreichen“ Tipps dazu …

on 27. September 2016

Ich war immer schon sensibel, stand an der Schwelle zur Hochsensibilität, aber seit der Geburt meines Sohnes habe ich das Gefühl meine Sensibilität ist im unermesslichen Ausmaß gestiegen. Und dabei geht es jetzt nicht darum, immer die Fühler bei möglichen Gefahren in Bezug auf mein Kind auszustrecken, nein es geht um ganz persönlichen Lebensbereiche.
So konnte ich dieses Wochenende ganz hautnah erfahren wie sensibel ich geworden bin. Ich war in einer Weiterbildung bei der ich im Laufe des Ausbildungsjahres den Anschluss an die Gruppe verloren hatte, und dachte mir – naja, sitz die Zeit einfach ab, nimm mit was an Inhalten da ist, und gut is. Nun so einfach ist es nicht mehr.
Zum einen gibt es da die Zeitkomponente, wenn ich als HSP in einem Ausbildungstag bin, der gut zwölf Stunden dauert, dann komm ich an meine Grenzen.
Zum anderen stelle man sich vor, diese zwölf Stunden in engem Kontakt mit Menschen zu sein, von denen du spürst, dass sie dir gegenüber nicht positiv gestimmt sind, aber dir das nicht sagen, bzw nicht zu ihrem Gefühl stehen. Das heißt, du hast eine enorme Spannung auszuhalten, zwischen dem Gefühl dass du hast, und dem Theater, dass dir andere vorspielen. Du fühlst Ablehnung, vielleicht Frustration. Du spürst, dass etwas zurückgehalten wird. Dass zermürbt dich. Du kannst dich nicht mehr auf die Inhalte konzentrieren, denn diese unausgesprochenen Emotionen belagern den ganzen Raum.

Darum tut Unehrlichkeit Hochsensiblen doppelt weh. Denn wir spüren etwas abweichendes von dem was uns andere Menschen sagen. Klar, wenn jemand einem alles ins Gesicht pfeffert, ist es auch unschön. Aber wenigstens kommt man sich nicht vor, als hätte man ein ‚falsches‘ Gefühl. Mir ist schon bewusst, dass Menschen aus „Höflichkeit“ oft nicht sagen, was sie denken, aber für jemanden der spürig ist, ist das schwer auszuhalten. Vor allem über einen längeren Zeitraum.

In Bezug auf meine Hochsensibilität, denke ich oft an den Kinderfilm „Horton hort ein Hu“, da kommt der wichtige Satz vor „nur weil man es nicht sieht, oder hört, heißt es nicht, dass es nicht existiert“. Ich komme oft in solche Situationen. Niemand kann es sehen oder hören, aber meine Sensoren, mein Gefühl nimmt es wahr. Mit dieser Gabe wird es oft schwer dieses „Gesellschaftsspiel“ zu spielen, dass so viele so gut beherrschen. Es heißt „wenn ich es nicht sage, existiert es nicht“. Aber als Hochsensible spüre ich es auch, wenn es nicht zu sehen oder zu hören ist.
Gerne wird man als ‚hysterisch, egoistisch, dramatisch, lebensunfähig oder egozentrisch‘ bezeichnet. Solche Zuschreibungen treiben jeden Hochsensiblen in die Isolation. Da man nicht mit einer Lederhaut auf der Seele geboren wurde, zieht man sich zurück.  Freundschaften zerbrechen, Familienbande, manchmal sogar das berufliche Umfeld. Man merkt, dass das was man fühlt  keine Wertschätzung erfährt, und da man ja die Eigenschaft zu fühlen nicht abstellen kann, zieht man sich zurück. Manchmal einfach auch zur eigenen Rettung.
Denn es ist anstrengend genug, ständig die eigenen von den anderen Gefühlen zu unterscheiden, da braucht man nicht noch zusätzlichen Stress durch Zuschreibungen.

Lasst es mich mal so ausdrücken. Wenn du dich schneidest, dann fühle ich deinen Schmerz. Wenn du mir aus Freundlichkeit deine negativen Gefühle nicht sagst und einen auf Weichspüler machst, dann spür ich das Gefühl, und deine davon abweichenden Worte verwirren mich.
Ich bin als Hochsensible weder besser noch schlechter als jemand anderer, ich bin vollkommen gesund und Ganz in dieser Welt. Man kann Hochsensibilität mit einem inneren ständig aufgedrehten Röntgengerät für Gefühle sehen. Ich scanne Emotionen, keine Faszien. Und das nicht absichtlich, sondern weil mein Körper, Seele, Geist diese Art der Kommunikation kennen und ausüben. Es ist nichts, was man abdrehen kann, oder steuern. Man sucht es sich nicht aus, oder trainiert es. Ich bin bestimmt nicht bei der Vergabe der Talente vorn gestanden und hab gesagt, ich will in dieser rauen Welt hochsensibel sein. Aber ich bins, und nun lerne ich damit umzugehen. Denn es ist eine tägliche Challenge, an Grenzen, an Gefühlen, am Sortieren von Gefühlswellen, sind sie Deine oder Meine?

dolphin-887803_1920

Foto, pixabay.com

Facebooktwitterredditpinterestlinkedinmail

„Vaterliebe“ Victor Chu

on 21. September 2016

Bücher von Psychologen sind im Allgemeinen nicht ganz leicht zu lesen. Aber dieses Buch ist phänomenal! Victor Chu erzählt aus seinem Leben, liefert Fallbeispiele und ist offen und ehrlich, was die Herausforderungen für Väter betrifft. Ich persönlich empfinde dieses Buch als eine Pflichtlektüre für Väter und Mütter gleichermaßen. Denn es schildert so einfühlsam, dass wir in unseren Rollen nicht nur unabhängig von unseren Vorbildern und Ahnen agieren. Wir sind der Puzzle-teil eines großen Bildes. Auch als Eltern. Unser Elternsein, das Vatersein (aber auch Muttersein) führt einen immer auch in die eigenen erlebten Rollenvorbilder. Der Autor geht auch auf den Faktor AlleinerzieherInnen ein und Patchworkfamilien ein.  Vor allem in Zeiten wie diesen, wo sich viele Menschen nicht ihren Kindern stellen (wollen oder können), ist es wichtig jede/n einzelne/n an seine (oder ihre) Verantwortung gegenüber unseren Kindern zu erinnern.
„Vaterliebe“ ist ein wundervolles, einfühlsames Buch eines Profis dass das Vatersein ehrlich beleuchtet und die Herausforderungen und Ressourcen dessen schildert.

„Vaterliebe“ Victor Chu, Klett-Cotta Verlag,
ISBN 978-3-608-98063-9

 

Mit herzlichem Dank an den Klett-Cotta Verlag für dieses Exemplar

Facebooktwitterredditpinterestlinkedinmail

Was ist Heimat? AUFSTEIRERN 2016

on 18. September 2016

Mein Sohn hat in unserem Wohnzimmer bereits Spuren hinterlassen. Er liebt es die Wände mit seinem Matchboxautos rauf und runter zu fahren, und so haben wir schon ein schönes Gemälde bei der Couch. Und während er heute schläft, und ich seinen Schlaf bewache, fällt ein fast liebevoller Blick auf diese Spuren. Denn es ist unser Zuhause, unsere Heimat, und mitunter erkenne ich dies auch an den Spuren, die am ersten Blick vielleicht als Unordnung gelten.
Ich merke, dass der Begriff Heimat zurzeit so inflationär verwendet wird. Dabei ist es doch der Ort den man sich vertraut macht, wo man sein HEIM errichtet. Ich selber habe in den letzten 20 Jahren 18 davon in Wien verbracht, und diese Zeit hat mich geprägt. Und ebenso war in diesen 18 Jahren Wien meine Heimat. Jetzt, wieder in der Heimat meiner Kindheit, bemühe ich mich, für uns dieses Gefühl wiederzufinden. Obgleich ich hier geboren wurde, ist das Zurückkommen und sich hier Wiederfinden wie ein kompletter Neuanfang.
20160918_115648Aufsteirern in Graz

A. erzählt mir heute vom Aufsteirern. Da mein Kind krankheitshalber meinen Besuch bei diesem Event verhindert hatte, habe ich sie gebeten mir ein update zu geben und mir Fotos zu schicken. Und augenscheinlich ist das Aufsteirern wohl eine große Wies’n. Der Begriff von Heimat wird über Dirndl und Most, Lederhosen und Käsekrainer geführt. Vielfalt findet sich eher in den Farben der Dirndl, und eine Stadt die normalerweise ein buntes Kulturleben bietet, geht unter in Dirndl und Lederkluft, und irgendwie verschwindet alles was „anders“ ist. A. fühlte sich bei dem Spaziergang durch die Stadt, wie auf einem falschen Planeten. Sie empfand das riesige Stadtfest eher wie einen Paradelauf durch eine nationale Front, die sich auf eine Gesellschaftsschicht, Hautfarbe und eine Kleidungsuniform für Männlein und Weiblein beschränkt.
20160918_120150

Der Luxus eine Heimat zu haben

Aber es sollte an jedem Tag in unserem Leben auch Raum dafür da sein, dass wir hier einen ganz besonderen Lebensluxus genießen. Wir können unsere Heimat wählen. Wir müssen weder vor Krieg, noch Verfolgung oder Hunger flüchten. Vor unseren Türen stehen jede Menge Menschen, die einfach den selben Traum haben. Ein gutes Leben. Ein Fest unter Freunden. Einfach frei leben dürfen, das Leben leben, die Familie bei sich zu haben und versorgen zu können. Menschen, die sich auf eine Reise begeben, um eine Heimat zu finden. Weil ihnen ihre Heimat genommen wurde. Und so bin ich entgegen A.s Meinung dass Heimat ein schöner Begriff ist, ein verbindender. 20160918_120749Denn er zeigt uns, dass wir ein Zuhause haben. Dass wir in Sicherheit sind. Dass Raum für Geborgenheit, für Rituale da ist. Ich wünsche jedem einzelnen Menschen dieser Erde, dass er/sie das erfahren kann. Denn eine Heimat zu haben ist unser tiefstes  Bedürfnis, schon seit der ersten Höhle die wir besiedelt haben. Aber es darf in unseren Zeiten nicht als Mittel zur Angstmache verwendet werden. Wir sind aus den Höhlen rausgekrabbelt und haben uns weiterentwickelt. Wir haben Sprache und Körpersprache deuten gelernt, um uns zu verständigen. Wir haben die Mittel und Wege, in einer Welt zu leben wo Frieden herrscht, und  wo jedem Menschen das Recht auf ein friedliches Leben zusteht. Heimat ist eine Verpflichtung, auch das Fremde zu begrüßen, denn wahre Heimat kann nicht verschwinden, denn es ist ein Gefühl, dass in jedem von uns wohnt.
14389013_1253285388024829_1472092660_nUnd zum Aufsteirern sei gesagt, es ist von der Vorbereitung ein bisschen wie der Wiener Lifeball zu sehen, viel Kommerz, viel Aufwand, und jede Menge Alkohol und Bekleidungsempfehlungen. Es ist ein Wies’n Lifeball, da, um das Leben zu feiern, und manchmal ein bisschen ausufernd. Klar strapaziert dieses Fest den Begriff der Heimat sehr (ebenso wie auch so manche Wahlplakate), aber es zeigt mir persönlich auch ganz deutlich, die Sehnsucht der Menschen danach, ihren Clan zu finden und sich darin zu präsentieren.
14384198_1253285384691496_13640134_n

 

Denn „niemand
ist eine Insel“.

 

 


 

Facebooktwitterredditpinterestlinkedinmail

„Bioenergetische Gesichtsmassagen für Kinder“ Heike Katzmarzik, Trinity Verlag

on 14. September 2016

Berührung heilt. Berührung verbindet.
Im Alltag vergessen wir oft auf Nähe. Wir hetzen von Termin zu Termin, bringen die Kinder in ihre Betreuuungseinrichtungen, zu Kursen, machen und tun. Dabei gehen aber leider die essentiellen Dinge unter. Je älter die Kinder werden, desto schwerer wird es die „richtige“ Berührung zu finden. In jungen Jahren schon Gesichtsmassagen einzuführen, ist ein Ritual, dass man gut ausführen kann. Das Buch ist eine kleine feine Anleitung dafür, und gibt uns als Eltern die Möglichkeit unseren Kindern die Nähe zu geben, die sie verdienen. Und wenn es nur eine kleine Gesichtsmassage ist.
Nach einer kleinen Einweisung beschreibt die Autorin die einzelnen Massagelinien und deren Wirkungen auf unsere Meridiane. Es ist ein überschaubares Buch ohne komplizierte Ausführungen mit selbsterklärenden Bildern. Ein Fixpunkt in der Nachtkästchen-bibliothek.

„Bioenergetische Gesichtsmassage für Kinder“ Katzmarzik Heike, Trinity Verlag, ISBN 978-3-941837-27-0
Mit herzlichen Dank an den Trinity Verlag (in der Scorpio Reihe) für dieses Exemplar

Facebooktwitterredditpinterestlinkedinmail

Lasset die Spiele beginnen, ein Wort zum pädagogischen Zirkus und meine Mitwirkung darin.

on 11. September 2016
baby-sitter-1140873_1280

Foto, pixabay.com

Mein Kind kommt in die Krippe. Tolle Sache denk ich mir. Ist es auch. Aber obwohl – oder vielleicht, weil – ich es studiert habe, mach ich mir viele Gedanken vor diesem neuen Abschnitt.
Eine andere Mama hat den treffenden Satz dazu gefunden „Irgendwie ist die ganze Situation ein bissel schizophren“. Da stimm ich zu. Ich weiß meinem Kind wird die Zeit im Kindergarten/Krippe gut tun. Er wird Spaß haben, Freunde finden, sich in Gruppen behaupten, Kreatives lernen und neue Strukturen lernen. Aber die Hippie-braut in mir schreit. Was, jetzt willst du dein Kind schon dem rigorosen System unterwerfen? Was ist mit Freiheit, und Entfaltung, warum lässt du ihn nicht einfach selber wachsen und seine Flügel finden. Muss er sich jetzt schon einfügen in das System, essen wenn alle essen, schlafen wenn alle schlafen, spielen wenn alle spielen. Wo ist da die Freiheit, die Entdeckung des Lebens selbst?

child-1522870_1280

Foto, pixabay.com

paint-328676_1280

Foto, pixabay.com

Und ich verstehe die Hippie-braut in mir. Die hat Angst. Sie befürchtet ,dass dieses wundervolle Kind dass wir haben (ich weiß schon, wir haben alle wunderbare Kinder), vielleicht ein bornierter Bürohengst wird, nur weil es zu früh gelernt hat, dass Regeln das Leben schreiben. Aber ich kann meine  innere Hippie-braut beruhigen. Nur weil mein Kind in eine pädagogische Institution geht, muss es nicht automatisch einen Kasernenton lernen. Es kann auch einfach Spaß machen. Er kann auch Freude daran haben, Routinen, Gruppendynamiken, neue Welten zu erobern. Es wird ihm voraussichtlich auch Spaß machen, all die Spiele und Kreativität zu entdecken. Als Mutter kann ich ihm einfach vieles nicht bieten, was eine professionelle Betreuung kann. Aber ich kann ihm mit diesem Schritt zeigen, dass er beides haben kann, Freiheit und Regeln. Und das allerwichtigste bei dieser Lebensetappe, ich gebe ihm Liebe und Geborgenheit, und somit Sicherheit. Wenn ich also ruhig bin, und mit mir im Reinen, dann wird auch er für sich das Beste aus den Dingen holen.

Kinder lernen am Vorbild.  An meinem Vorbild als Mutter. An dem des Vaters. Aber auch an all den Umgebungen denen sie länger ausgesetzt sind. Mag sein, dass ich die Routinen in pädagogischen Institutionen lästig finde. Aber ich weiß auch, dass es ohne die nicht geht. Weder in der Profession als Pädagogin, noch in irgendeiner Gruppe. Das hat aber gar nichts damit zu tun, dass wir unsere Kinder schon heute an die Arbeitswelt von morgen gewöhnen müssen (ich muss innerlich sehr laut lachen bei der Argumentation).
Sondern weil eine Gruppe von Menschen, egal wie jung oder alt sie sind, Organisation erfordert. Weil alle Individuen, wenn sie auf einem Haufen sind, dazu tendieren laut zu schreien, damit man sie hört.
Und darum kann ich nur sagen, es wird ihm gut tun, dieser regelmäßige Krippenbesuch.
Weil es Sicherheit gibt, sich auf Rituale und Routinen im pädagogischen Alltag einzulassen.
Weil Kinder gerne lernen, und wir als Eltern ihnen auch die Flügel geben müssen. Es ist unsere Pflicht sie los zulassen und bei dem Prozess zu begleiten. Wenn sie herausfinden, was ihnen gut tut.
Und das werde ich jetzt tun. Ich habe fix vor mein Kind dabei zu unterstützen, ihm zu zeigen und vorzuleben, dass dies ein Teil unseres Lebens ist. Dass er da etwas lernen kann, dass ich ihm in dieser Form nicht beibringen kann, und dass neue Dinge lernen jede Menge Spaß machen kann.

Und meine inneren pädagogischen Dämonen muss ich schön selber anschauen, denn für mein Kind ist es nicht dienlich, wenn ich meine Systemkritik an ihm weiterführe. Ich bin auch ehrlich sehr dankbar für diesen Krippenplatz, wir haben da eine total feine Gruppe mit einem richtig guten Betreuungsschlüssel gefunden, und alle Pädagoginnen wirken nett, und sehr am Kind und seinen Entwicklungsstadien orientiert. Ich wäre nicht überrascht, wenn mein Sohn nach einer Woche schon an der Tür tschüss sagt, weil er mehr als bereit ist, sich auf diese „Krippensache“ einzulassen. Naja und dann, dann muss ich mal schauen, dass ich wieder mal auf mich konzentrieren darf. Das alleine ist schon einen eigenen Beitrag wert, denn all zu irritierend fand ich das Gefühl, dass ich nach fast zwei Jahren nun plötzlich mehrere Stunden ohne schlechtes Gewissen für meine Angelegenheiten aufwenden kann.

Und so ist die Krippe für uns beide riesig aufregend und ein neuer Lebensabschnitt im Mama-Kind-Leben.

 

 

© katharina gindra-vady, september 2016

 

Facebooktwitterredditpinterestlinkedinmail

Wien, kleine Sommerfrische in der großen Stadt

on 4. September 2016

Im Sommer wird ja empfohlen ans Meer zu reisen. Ich find hin und wieder eine Stadt auch ganz angenehm. Uns hat es jetzt für ein paar Tage nach Wien verschlagen, und ich habe als Mama jetzt ganz neue Seiten meiner geliebten Stadt entdeckt. Als ehemalige Wienerin für fast 19 Jahre kenne ich natürlich viele Ecken, und habe mir ganz bewusst meine Lieblingsplätze gesucht, und ein bisschen was neues. Das Reiseresümee meines Kurztrips lautet kurz u knapp:

  • Suche deine Unterkunft mit Kind immer in ruhigen Gegenden, in der Nähe von Parks mit Spielplätzen. Du verzweifelst sonst, wenn du um sechs Uhr in der Früh versuchst, dein Kind noch eine Stunde ruhig zu beschäftigen. Gute und nicht zu teure Unterkünfte findet ihr bei www.airbnb.at , oder bspw. www.fewo-direkt.de
  • Anreise, nimm genug Spielzeug, Bücher und vor allem Essen mit. Wenn du dann im Transportmittel deiner Wahl (bei uns Zug) sitzt, dann ärgerst du dich wenn dein (Allergiker)kind den anderen Kindern beim Pudding löffeln zusieht. Außerdem beruhigt essen, und die Chance steigt, dass der Nachwuchs die Fahrt verschläft.
    20160731_112831
  • Aktivitäten,
    streiche jeglichen Shopping- oder Museumsmarathons. Dein Programm ist jetzt kinderfreundlich. Wenn dein Kind die Stadt nicht gewöhnt ist, ist bereits Straßenbahn fahren ein Riesenact, und eine Aktivität ist dann pro Tag genug. Wähle etwas, dass dich auch irgendwie interessiert. Denn deine Auszeiten, egal wo ihr seid, richten sich nur nach den Ruhezeiten deines Kindes, wähle also weise, wo du da gerade bist.
  • Essen,
    mein Sohn hat Neurodermitis und ist auf Weizen (gluten im Allgemeinen) und Milch allergisch. Da ist es oft nicht leicht unterwegs was zu finden. Wenn du die Energie hast, dann kannst du meistens in deiner Unterkunft kochen. Wenn du so aber am Ende des Tages so erschöpft bist wie ich, dann kannst du deinen Liebsten aber auch einfach mal passendes Fastfood gönnen. Immerhin seid ihr ja alle im Urlaub;).
  1. Tag, Anreise und Spaziergänge, Umgebung erkunden
    Wir konnten ausnahmsweise mal mit dem Auto mitfahren, und das gibt mir auch einen ganz anderen Blickwinkel auf Anreisen. Mit dem Zug bist du irgendwie immer unter Leuten, und bereitest dich langsam vor auf das was kommt. Mit dem Auto anzureisen ist ein bisschen wie eine UFO reise, man setzt sich rein, ist im Kopf noch zu Hause, und wenn man aussteigt, plötzlich in einer lärmenden Stadt voller Menschen und Verkehr. Das Ankommen hat ein bisschen gedauert. Aber ein schöner Spaziergang im 19. Wiener Gemeindebezirk hat uns wieder beruhigt, und da fanden wir zwischen all den Häusern und Straßen wahrhaft inspirierende Verwahrungsmodelle für Räder.
    20160726_155110Naja, in der Stadt kostet einfach jeder qm 😉
  2. Tag, Türkenschanzpark
    Wir hatten einen Termin in der Nähe und nutzen das gleich für einen ausgedehnten Spaziergang im Wiener Türkenschanzpark. Der ist mein ganz persönlicher Favorit unter all den Parks die ich da so kennengelernt habe, ein riesiger Ort, mit Spielplätzen, verschwiegenen grünen Oasen, kleinen Teichs und einem Restaurant. Da kann man ohne Probleme einen ganzen Tag mit dem Nachwuchs verbringen und keinem wird langweilig. Eine wahrer Ruhepol in Wien.
    20160727_144400Und auf unserem morgendlichen Spaziergang im Währinger Park fanden wir ein Gemeinschaftsgartenprojekt. Da soll jemand sagen, man kann sich in Wien nicht sein eigenes Gemüse ziehen!
    20160728_103214
  3. Tag, Schwarzenbergplatz, 3 Citywave
    City was calling, und so trafen wir eine Freundin beim Schwarzenbergplatz. Ansich ein schönes Monument, ein imposanter Platz, aber mit Kind eine ziemliche Rennerei. Es ist nämlich wundervoll im Springbrunnen zu planschen und auf Denkmale zu klettern.
    IMG-20160728-WA0000Die Citywave Surfstation von DREI ist total hipp, mit lässigen Leuten, fancy Drinks und Liegestühlen um den Surfern, mitten in der Stadt, beim Surfen auf einer künstlichen Welle zuzusehen. Für uns wars leider nix, denn den Sproß aus dem Wagerl zu lassen grenzte an Wahnsinn, das Becken war kaum begrenzt, die Gefahr dass er mir baden geht, viel zu groß. Trotzdem, gute Sache, nur nicht mit Kind 😉
    IMG-20160728-WA0003
  4.  Tag, Schönbrunn und Schönbrunner Tierpark
    Ich mag Schönbrunn total. Dieses Schloss mit seiner imposanten Geschichte, der gepflegte Park, irgendwie fragt man sich manchmal, ob nicht doch Sissi um die Ecke biegt. Und für meinen Sohn gab es einen Tierpark Schönbrunn Besuch. Wir sahen uns Löwen und Zebras an, und erweiterten unseren Wortschatz um das Wort Fanti (Elefant). Schönbrunn ist nicht umsonst ein so berühmter Zoo, immer wieder wird gebaut, damit sie den Tieren so gut wie möglich ein Gefühl von natürlichem Lebensraum geben können.  Klar, wer Zoos nicht mag, wird die meiden. Aber ich konnte die Entwicklung dieses Zoos die letzten Jahre mitverfolgen, und sie bemühen sich wirklich so tiergerecht wie möglich zu sein. Für mich ein absolutes must wenn wir in Wien sind.
    20160729_101237
  5. Tag, Baden @ Strandbad Alte Donau
    Und am Schluss entspannten wir noch so richtig. Wien hat den Vorteil einige Bademöglichkeit an der Donau zu haben. Wir waren im Strandbad Alte Donau. Angenehmes sauberes Donauwasser, große Bäume als Schattenspender, irgendwie fühlt man sich wie in einer Zwischenwelt aus „Bibione“ und „am Schauplatz“. Je nach Hitze sind mal mehr oder weniger Leute da, aber da das Bad wirklich groß ist, verläuft sich das.
    20160730_143607

Mein Resümee nach den fünf Tagen Wien. Ich bin dieser Stadt dankbar für die guten Jahre, und genieße immer wieder einen Besuch in Wien. Allerdings sind mir momentan fünf Tage zuviel. Mit Kleinkind, und als hochsensible Person, ist dass schon recht viel Action. Wichtig ist wirklich eine gute Unterkunft zu finden, und sich nicht mit Touristenprogramm zu stressen. Die Plätze laufen einem nicht davon, und man kann ja immer wieder kommen! Und – ich bin jetzt Mama – da lebe ich nicht mehr nur nach meiner Uhr. Bei der Reiseplanung nicht den Fehler machen, und glauben man könne noch genauso viel wie früher. Im worst case lohnt euch das euer Kind mit Schreianfällen, oder sonstigem Terror, oder ihr kriegt einen Migräneanfall oder ähnliches, und das braucht ja keiner! Also ich wünsch euch viel Spaß in der schillernden Stadt Wien! Es ist auf jeden Fall eine Reise wert!

„Man reist ja nicht um anzukommen, sondern um zu reisen“
J.W. Goethe

 

 

Facebooktwitterredditpinterestlinkedinmail