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Ihr Männer da draußen, die ihr zu Vätern wurdet. Ich weiß, daß ihr durch Unaussprechliches geht, wenn ihr eure schwangeren Frauen daheim habt. Wir haben Stimmungsschwankungen, werden müde, reizbar, hungrig, und was die Evolution sonst noch so hergibt. Aber ich muß euch gestehen, und auch mich hat es überrascht, der Geburtsvorbereitungskurs ist nur der Anfang. Denn die Einfühlung, die ihr während der ersten neun Monate zur Verfügung stellt, könnt ihr getrost in den nachfolgenden neun Monate weiterlaufen lassen, und vielleicht sogar noch ein bißchen länger.
Was dann kommt, ist wie ein Portal zu dem nicht alle den Schlüssel passen. Man(n) muß probieren, nach dem passenden Codewort suchen. Darum hab ich mich in meinen Mama-Baby-Gruppen ein bisserl umgehört, und kann euch ein paar Hinweise auf den Weg geben,
– Neun Monate habe wir es in uns getragen, dann ist es endlich da, und damit die Verantwortung. Ich, die Mutter, fühle förmlich die Veränderung die mein Leben lang da sein wird. Ab sofort sind wir 24 Stunden, 7 Tage die Woche für jemanden da der noch nicht sprechen, gehen, furzen oder sonst was kann. In schwachen Stunden fühlt man sich wie von einem Bulldozer überrollt, und gerade da fühlen wir uns besonders allein. Und da kommt ihr ins Spiel. Akzeptiert die Traurigkeit, nehmt uns in den Arm, ohne Hintergedanken, haltet uns nicht vor, daß wir nicht mehr die Alte sind, sondern nehmt es wie es ist. Leben ist nun mal Veränderung.
– Glaubt nicht, daß wir nach sechs Wochen Wochenbett wie der strahlende Frühling wieder auftauchen. Körperlich dauert eine Schwangerschaft neun Monate, und auch der Weg des Körpers zurück dauert mindestens genauso lang. Sorry guys, laktierende Muttertiere werden euch etwas länger begleiten.
– Alte Geister tauchen auf … Wir sind nun Mutter, und wir hatten eine Mutter, darum werden wir mit all unseren alten Rollenbildern konfrontiert. Das ist nicht immer von Vorteil für die Beziehung, weil Dinge und Situationen auftauchen die bisher kein Thema waren. Da wir aber als Mama mitten in unseren Rollenbildern stecken und noch zusätzlich mit der Versorgung des Säuglings beschäftigt sind, braucht es viel Zeit, und sehr geduldige Gespräche wenn einem was sauer aufstößt.
– Wir Frauen werden nach der Geburt zwar zu Müttern, aber wir werden nicht zu euren Müttern. Wir sind die Mütter eurer Kinder, und da beginnt es schwierig zu werden, denn irgendwie haben die meisten von uns davor immer wieder in der Partnerschaft mütterliche Aspekte integriert. Da wären wir wieder an dem Punkt – „die Alte“ werden, – in den seltensten Fällen gelingt das. Versucht gemeinsam rauszufinden was das Neue ist, das euch verbindet.
– Es geht nicht mehr nach eurem Kopf, oder Tempo. Oft können wir in dem Moment, wo ihr reden wollt, gar nicht sprechen, weil wir das Kleine gerade versorgt haben, an Dinge denken die zu erledigen sind, hundemüde sind, oder sonst wie gedanklich abwesend. Laßt uns, eure Frauen, das Zeitfenster bestimmen, in dem es gute Gespräche geben kann. Es gibt sie, diese Fenster, ihr braucht aber etwas Geduld!
Mir ist klar, daß ihr Männer auch viele Prozesse erlebt, in eurer ersten Vaterzeit. Vor allem der innere Prozeß bezüglich eurer Vaterrollen kann durchaus heftig werden. Aber seid doch bitte so lieb, und seht daß eure Partnerin nicht nur innere seelische Prozesse erlebt, sondern auch massive körperliche und lebensweltliche Veränderungen stattfinden können. Das ICH als Frau, meine Wahrnehmung, Bedürfnisse und alles weitere verschwindet in den ersten Lebensmonaten zugunsten des Säuglings nahezu gänzlich. Wir sind Mutter, in allen Lebenssituationen, und mit allen Konsequenzen. Und eine eurer Aufgaben als Väter ist nicht nur die äußeren Rahmenbedingungen zu verfestigen, sondern auch unseren inneren Wandel zu begleiten und unterstützen, dann klappts auch mit der Beziehung.
Der Text ist Eigentum der Urheberin Katharina Gindra-Vady und nur nach erteilter Genehmigung zu verwenden.